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"Die Linke" kritisch betrachten

30.07.2007, kg/Karlheinz Günster

Unterreit/Wang - "Dass die Leute das nicht sehen", kann Birgit Heller aus Unterreit nicht verstehen, wenn es um die Gründung und um die Debatte der neuen Linkspartei geht. Auch weil der Volksaufstand vom 17. Juni in der ehemaligen DDR immer mehr in Vergessenheit gerät, drängt sie, sich zu Wort zu melden. Sie hat aus eigener Erfahrung ein ganz besonderes Verhältnis zum Sozialismus, zudem wurde ihre Stiefmutter auf der Flucht gefasst. Diese hat erst jetzt ihre Erlebnisse in einem Buch verarbeitet.

Ständig, so Birgit Heller, hatte man es in der DDR mit Politik zu tun. Überall sei etwas hinkonstruiert worden wo nichts war. Selbst bei der Abschlussprüfung in Mathematik sollte ein Bezug zu den politischen Leistungen der DDR hergestellt werden. Vermittelt wurde den Kindern stets, dass der Kommunismus gesiegt hatte. Die Menschen glaubten aber nicht alles, und nannten politische Schulungen geringschätzend "Rotlichtbestrahlung". Denn immerhin gab es für viele Westfernsehen. 1977 war die gescheiterte Flucht der Stiefmutter Eva-Maria Neumann und deren Martyrium begann, das sie, ihr Mann und ihre leibliche Tochter erleben mussten. Damals galt im Gefängnis: Lieber zehn Mörderinnen als eine Politische. Entsprechend war die Behandlung dieser "Republikflüchtigen". Sie litt unter Gelenkrheuma, was für sie als Geigerin sehr schlimm war. Angesichts der laufenden und zunehmenden Verharmlosung des DDR-Alltags mit Witzen und Ost-Shows wollte sie mit dem Buch "Sie nahmen mir nicht nur die Freiheit" aus dem Pendo-Verlag ein Zeichen setzen und darauf hinweisen, was das sozialistische Regime für ein Terror war. Kritiker bescheinigten ihr, dass das keine Abrechnung war.

Stieftochter Birgit Heller wollte nach dem herbeigesehnten Mauerfall in der DDR bleiben, aber es gab dort keine Arbeit. Die fand das Ehepaar hier in Bayern. Hochachtung hat sie heute noch vor Politikern wie Franz-Josef Strauß, mit dessen Einfluss und Geld die Eltern freigekauft wurden, während sich, daran erinnert sie sich gut, die damalige SPD an die SED angebiedert hätte. Sie ist allgemein überzeugt: "Die Linken sind viel gefährlicher als die Rechten". Denn die hätten gelernt "immer wieder auf die Füße zu fallen". Das sehe sie an führenden Köpfen wie Lothar Bisky oder Gregor Gysi in der neuen Linkspartei, da werde ihr, die gelernt hat, bei jeder Information die Quelle prüfen will, "ganz anders", weil sie bekannte Verhaltensweisen dieser Menschen wieder erkenne.

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