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Oberreither Wildpark bekommt Sternwarte

01.08.2007, kg/Karlheinz Günster

Die Idee dazu hatte Sebastian Seidl, der wenige Meter entfernt wohnt, selbst eine Sternwarte im Garten hat, und für den Verein "Astronomie im Chiemgau" schon länger nach einem geeigneten Platz für so eine Anlage sucht. Nachdem er an einem klaren Wintertag am Wildpark vorbeifuhr und die Warte zumindest in Gedanken dort stehen sah, rief er Geschäftsführer Thomas Mittermair an, der sich für diese Idee empfänglich zeigte. Seidl ist ein Tüftler, der mittlerweile über eine beträchtliche Erfahrung zur Stromgewinnung mit Photovoltaikanlagen verfügt. Hinzu kam die Verpflichtung der Energieunternehmen, Strom aus regenerativen Energien zu einem attraktiven Preis anzukaufen. Damit, und mit Einlagen einer extra gegründeteten "Freizeitpark GbR", bringe man die Baukosten von 280 000 Euro auf.

Die Sternwarte soll ein nachführbares Pultdach bekommen, durch dessen Schlitz das Teleskop in den Himmel schaut. Im Jahr erzeugen Hochleistungsmodule auf 255 Quadratmetern geschätzte 30 000 Kilowattstunden Strom. Die Module haben mit 17 Prozent gegen über zehn bis 14 Prozent einen höheren Wirkungsgrad als übliche Anlagen. Das Teleskop mit wird drei Metern Brennweite und 600 Kilogramm eines der größten in Südbayern sein, sagt Vereinsvorsitzender Oskar Pircher. Für den Preis von 34 000 Euro hoffe man auf Unterstützung des "Mühldorfer Netzes". Jeden Freitagabend könne die Öffentlichkeit hindurchschauen, tagsüber sind Führungen, Filme und Vorträge geplant; für Gruppen auch extra. "Jeder profitiert davon", fasste Wildpark-Geschäftsführer Thomas Mittermair zusammen. Man habe eine neue Attraktion und der Verein eine Sternwarte.

Wegen der geringen "Lichtverschmutzung", erklärte Vorsitzender Oskar Pircher vom Verein "Astronomie im Chiemgau", sei Oberreith ideal. Man hoffe, dass man hier "die Schönheit des Nachthimmels zeigen" könne. "Es gibt wenig Gemeinden, die eine eigene Sternwarte haben", freute sich Bürgermeister Gerhard Forstmeier.


Unterreit ? Die Mondlandung 1969 war für Sebastian Seidl aus Furth in Unterreit das Schlüsselerlebnis. Von da an wuchs für den damals Zehnjährigen die Faszination für die Sterne gewaltig. Seine Oma erkannte das und schenkte ihm ein Piraten-Teleskop. Vom ersparten Lehrlingsgeld als Schreiner legte er sich ein richtiges Teleskop zu. Die nun gut zu erkennenden Mondkrater beeindruckten ihn so sehr, dass er unbedingt die Funktionsweise dieses optischen Präzisionsgerätes kennen lernen wollte. Im Nachhinein war es nicht so schlimm, dass er es vollständig auseinandernahm und nicht mehr in den ursprünglichen Zustand versetzen konnte. Denn sein heutiges Teleskop konnte er sich selbst bauen.

Nach 25 Jahren schloss der Betrieb, er kam mehr durch Zufall zu Wacker nach Wasserburg, wo er mit Silizium in Berührung kam und das mit Photovoltaik in Verbindung brachte. Nach dieser Werksschließung nahm er sich vor, "endlich das zu machen was auch Spaß macht" und baute seine eigene Sternwarte. Auf sein Hausdach montierte er eine 30-Kilowatt-Anlage, die jetzt erweitert wird. Weil ihn die erneuerbaren Energien so faszinieren, rüstete er auch gleich sein Auto auf Rapsöl um. Dazu gibt er auch jedem gerne Auskunft. Eine andere Schwäche waren Antennen, die einen extrem weiten Empfang ermöglichen. Die eigene Landwirtschaft wirft aber nicht genug ab, so dass er nach einer lohnenderen Beschäftigung sucht.

Sein "Kind" ist derzeit die Sternwarte im Wildpark. Der "Blick in die Vergangenheit" ist für ihn das faszinierende beim Durchschauen. Weil das Licht so lange unterwegs sei, könne man Planeten sehen, die es bei der Entstehung der Erde gab.

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