19.03.2007, kg/Karlheinz Günster
?Wang ? In diesen Tagen wird vom Unterreiter Gemeinderat der Auftrag zum Abriss des ehemaligen Wanger Schulhauses vergeben. Das wäre nichts Besonderes, wenn der Ursprung dieser Schule nicht bis ins Jahr 1672 zurückreichen würde.
Damals war die Pfarrei Wang dem Garser Kloster unterstellt, Pfarrschulen waren üblich, wobei die Lehrer oft aus der Handwerkerschaft kamen. Der Unterricht fand dann vorm Webstuhl statt, wie es in der Wanger Pfarrchronik heißt. Nebenher arbeiteten sie als Mesner, Organist, Hochzeitslader, Gemeindeschreiber oder als alles miteinander. Die Lehrtätigkeit wurde oft in Naturalien vergütet. Im Jahr 1672 entstand unter der Leitung von Pfarrer Wökerlein und seinem Hilfspriester Augustin Kolmsberger ein Schulhaus in Wang.
Beispielhaft sind schon die damalige Bemühungen, auch armen Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Ein Pfarrer Bauer, der sechs Jahre lang bis 1875 in Wang unterrichtete, rief dafür eine Stiftung ins Leben. 1877 genügte das damalige Schulhaus den Anforderungen nicht mehr. Denn bisher besuchten größere Kinder am Vormittag die Schule, die kleineren gingen am Nachmittag. Neu war jetzt eine Ganztagsschulpficht für alle. Durch Bildung sollten die Lebensumstände verbessert werden. Der erforderliche Neubau entstand aus der Hand italienischer Handwerker, die damals den Ruf hatten, recht genügsam gewesen zu sein. Sie ?arbeiteten von Früh bis Spät, besuchten kein Wirtshaus?, schrieb damals der Gemeindeschreiber. Heimische Maurer schauten auf sie herunter, weil sie die Ziegel nicht befeuchteten. Weiter heißt es in der Chronik, dass die Italiener sogar viele ungebrannte Ziegel verbauten. Vielleicht erklärt das den heutigen schlechten Zustand. Die feierliche Einweihung des Neubaus war ein Jahr darauf. 1882 wurde ein Hilfslehrer eingestellt. Nach der Verpachtung des Schulhauses trennte sich die Kirchenverwaltung 1883 mit der Auflage ganz davon. Es gab die Auflage, dass dort wegen der nahen Kirche ?keine Bierschenke darf gemacht werden.?
?Den Eltern ist die Schule ein Greuel?, bemängelten damals die Lehrer, sie vermissten stark ?die häusliche Mitwirkung?; die Kinder blieben oft Zuhause und halfen den Eltern: ?Wenn nur die Kinder recht arbeiten können?, war oft deren Interesse, wie es 1842 Lehrer Göbl niederschrieb. Der damalige Gemeindeschreiber Bartholomäus Haider kam gar zu dem Schluss, dass man bei Betrachtung der Lebensläufe von Kindern bis auf wenige Ausnahmen ganz klar sagen könne: ?Wie der Vater so die Buben, wie die Mutter so die Töchter?. Dazu kam, dass mehr als die Hälfte des Jahres wegen Feiertagen, Ferien und kirchliche Veranstaltungen eh frei war, wie eine Aufstellung 1873 ergab. Das änderte sich aber bald zugunsten der Schule.
Eine Wende kam 1918, die allgemeine geistliche Schulaufsicht wurde durch weltliche Bezirksschulräte ersetzt. Bis zur Schulreform in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts waren mehrere Jahrgangsstufen in einer Klasse üblich; 86 Kinder besuchten 1842 die Werktagsschule, 60 die Sonntagsschule. 200 Werktagschüler waren es 1949. Auch samstags war Unterricht. Wang, Elsbeth, Wald sowie Teile von Mittergars, Schambach und Kling gehörten zum Schulsprengel. Unterreits Bürgermeister Gerhard Forstmeier, der selbst von 1951 bis 1959 auf den Bäckerberg in diese Schule ging, kann sich noch gut an ?die schöne Zeit dort? erinnern. ?Streng? waren die Lehrer, weiß auch noch Marianne Haider, die Schwiegertochter des damaligen Gemeindeschreibers. Mit Einführung der neunten Hauptschulklasse bei der Schulreform, Wang gehörte fortan zu Gars, war die Zusammenlegung mehrerer Klassen nicht mehr möglich, Schüler fehlten für die einzelnen Klassen. Auslagern von Gars half nichts, weil dort eine neue Hauptschule gerade gebaut wurde. Gottfried Gfüllner unterrichtete 1974 in Wang die letzte sechste und siebte Klasse, Tassilo Wittich die siebte und achte. Dann zogen die Feuerwehr ein, eine Gymnastikgruppe bekam einen Raum und einen die Landjugend. Der Bürgermeister kann gut verstehen, dass viele ältere Wanger über den Abriss traurig sind, aber eine Renovierung sei einfach zu teuer. Das Gebäude sei in einem außerordentlich schlechten Zustand. Mittlerweile haben Feuerwehr und Vereine gleich nebenan ein neues Haus. Nach dem Abriss wird der Friedhof erweitert und die restlichen freien Flächen mit Parkplätzen und Grün neu angelegt.