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Berührungsängste erst gar nicht aufkommen lassen

07.11.2005, eb/Eberhard Basler

Berührungsängste gegenüber Behinderten abbauen und zeigen wie man mit einer Behinderung lebt: Das will die Mühldorferin Anita Donaubauer, Vorsitzende des Vereins Gemeinsam Mensch e.V., die selbst das Leben im Rollstuhl verbringt: Ihr Projekt Perspektivenwechsel fand jetzt an der Volksschule Gars statt, und die Kinder der fünften Klassen, wo das Thema auch im Lehrplan steht, waren mit großer Begeisterung dabei.
Die Veranstaltung ließen sich neben den örtlichen kommunalen Repräsentanten auch Bundestagsabgeordneter Stefan Mayer, Regierungsdirektor Erich Weigl vom Kultusministerium sowie Schulamtsdirektor Franz Holzner vom Staatlichen Schulamt Mühldorf nicht entgehen.
Nach dem Videofilm über das Leben behinderter Menschen im Alltag und einem medizinischen Vortrag waren die Kinder an Stationen mit Handicap-Spielen aktiv und lernten am eigenen Leibe einschätzen, wie man zum Beispiel als Blinder oder Sehbehinderter, Greifbehinderter oder auf den Rollstuhl (Foto) Angewiesener in der Umwelt zurecht kommt beziehungsweise Verhaltensalternativen trainiert.
So sahen die Kinder schnell ein, warum blinde akustische Ampeln fordern, wie es jemand geht der nicht sprechen kann oder was ein Gehörloser mit den Augen leisten muss, um in seiner Umgebung zurecht zu kommen.
Ein Mensch, so erkannten die Kinder, ist im übrigen eigentlich gar nicht mehr "behindert", wenn man für ihn die geistigen Hemmschwellen bei den Mitmenschen oder die tatsächlichen Barrieren im praktischen Leben beseitige.
So würde heute immer mehr für Rollstuhlfahrer gesorgt, damit sie ungehindert in ein Haus oder über einen Randstein am Fußwegkommen könnten. Lebendiger Beweis für das erlernte Geschick dafür war übrigens die aufgrund eines Gendefekts körperbehinderte zehnjährige Steffi Denner: Sie geht zur Zeit in die fünfte Klasse in Gars und fuhr mit ihrem Rollstuhl am besten von allen mit viel Gefühl zentimetergenau über den Rollstuhlparcours.
Die Kinder stellten anschließend bei der Diskussion viele Fragen an Frau Donaubauer, weitere Behinderte sowie ihre ehrenamtlichen Betreuerinnen. Die ebenso temperamentvolle wie geduldige Anita Donaubauer erklärte alles ganz genau: Bevor man hilft, sollte man immer erst fragen und mit dem Behinderten oder alten Menschen sprechen. Dieser habe ja auch den Ehrgeiz, etwas selbst zu schaffen.
Regierungsdirektor Erich Weigl lobte das Engagement der Schule für die gute Sache und dankte dem Verein für seine Arbeit im Dienste der Behinderten. Das Sozialministerium zahle Zuschüsse für die wichtige Aktion, um die Berührungsängste gegenüber Behinderten abzubauen. Er forderte auch die anderen Schulen im Landkreis auf, ihren Schülern den "Perspektivenwechsel" zu bieten. Bayern, so Weigl, sei im übrigen das einzige Bundesland mit einem Lehrplan für die Gebärdensprache der Gehörlosen in Grund, Haupt- und Realschule.
Anita Donaubauer leitet, so erfuhren die Lehrkräfte im Gespräch mit ihr und den Vertretern des Fördervereins Gemeinsam Mensch e.V., den Arbeitskreis Integration behinderter Menschen in die Gesellschaft im Münchner Förderzentrum. Sie leidet seit der Geburt an Zerebralparese durch auf Grund von Sauerstoffmangel bei der Frühgeburt zerstörtem Nervensystem.
Im letzten Jahr entstand der genannte Förderverein. Er setzt auf frühe und verstärkte Aufklärung an Kindergärten und Schulen, um die noch immer großen Berührungsängste der "Normalbevölkerung" mit Behinderten erst gar nicht aufkommen zu lassen. Besonders engagiert arbeiten dabei auch Vater Franz Xaver Donaubauer und Betreuer Philipp Stöckl mit, große Unterstützung erfährt der Verein auch durch Förderer im Landkreis und den Bundestagsabgeordneten Stefan Mayer.
Die mit dem Projekt Perspektivenwechsel verbundenen Unkosten für den Verein Gemeinsam Mensch e.V. trugen für die Garser Veranstaltung übrigens das Sanitätshaus Sax in Haag und der Elternbeirat der Schule.

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