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»Unanständige Lustbarkeiten« in Annabrunn

09.09.2003, kg/Karlheinz Günster

Heilwasser wird in einer Wasserquelle in Annabrunn vermutet Zapfstelle

Franz Hundschell an der Zapfstelle neben seinem Gasthaus in Annabrunn.

Annabrunn -- Der Bericht über den vor 150 Jahren lebenden Haager Arzt Dr. Leopold Lang, "Haager 'aller Neuerungen abhold'", veranlasste Franz Hundschell aus Annabrunn, auf "seine" Heilquelle hinzuweisen, die es immer noch gibt und die sich in den vergangenen Jahren wieder zunehmenden Interesses erfreut. Deren Geschichte geht sogar bis in das Jahr 700 zurück, als sie zum ersten Mal erwähnt wurde. Hilfe bei Gicht, Hautleiden, Leberkrankheiten sagt man dem Quellwasser aus Annabrunn nach, und zudem rege es "die Triebe und Sinne an".

Die erste ordentlich vermerkte Heilung fand im 16. Jahrhundert statt. Eine Bäuerin mit einem kranken Kind sah in einer Frau, die ihr zu der Quelle wies, die Heilige Anna. Tatsächlich wurde das Kind gesund, und fortan hieß der Ort, der auf der Strecke von der Bundes-straße 12 nach Obertaufkirchen liegt, Annabrunn. Die Quelle wurde dadurch so bekannt, dass gar "Wagenladungen zu Kranken" fuhren, wie es in alten Chroniken heißt. Aber auch die Gesunden freuten sich, denn es entstand dort sogar ein Heilbad, über das es hieß, dass dort zuweilen "unanständige Lustbarkeiten" geschahen. 1914 wurde das Badehaus ein Raub der Flammen, nur das Wirtshaus wurde später wieder aufgebaut. Der Brunnen

Hier im Keller des Hauses kommt das Wasser aus dem nahen Berg an.

Franz Hundschell, der heutige Besitzer der Quelle im 19 Einwohner zählenden Annabrunn, ist selbst von der Wirkung überzeugt. Er hatte vor 35 Jahren ein schweres Leberleiden und trank deshalb regelmäßig dieses Wasser; und es half. Genau lasse sich der Ursprung des Wassers nicht lokalisieren, es komme aus einem Berg, er habe lediglich einen Schacht und eine kleine Abfüllstation gebaut, von wo jeder das Wasser entnehmen dürfe. Lediglich eine freiwillige Spende erbete er sich, da durch den Unterhalt der Zapfstelle und durch die regelmäßigen Untersuchungen Kosten entstünden. Diese Analysen haben ergeben, dass das angenehm weich schmeckende Wasser beispielsweise niedrige Nitratwerte habe. Schon 1687 und 1850 wurde es von Münchner Doktoren untersucht, so gehöre das Wasser "zu den besten schwefelwasserstoffhaltigen [...] mit vegetabilischen (pflanzlichen) Laugensalzen".

Hundschell könnte sich aber vorstellen, dieses gute Wasser im größeren Stil abzufüllen, immerhin fülle es eine "Ein-Zoll-Leitung". Dazu müsste es aber erst als Heilwasser anerkannt sein, ergänzte sein Sohn Robert. Das könne durch klinische Untersuchungen geschehen, aber auch durch Heilungen, die in der Literatur seit mehreren Jahhunderten aufgeführt seien. Genau das ist auch die derzeitige Arbeit der Familie, die dieses Wasser für den eigenen Gebrauch benutzt und darüber "heilfroh" ist. Derzeit werden alte Dokumente zusammengetragen. Franz Hundschell versichert, dass es aber auch nach einer möglichen Anerkennung immer noch eine Zapfstelle geben wird.

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