10.07.2001, kg/Karlheinz Günster
Wasserburg/Haag (kg) --- Über 1 700 Waldbauern und damit 10 470 Hektar
Fläche der Waldbesitzervereinigung Wasserburg/Haag sind ab sofort
durch das Gütesiegel des "PEFC" zertifiziert worden. Das Besondere
dabei ist, dass es nun bayernweit zum ersten Mal gelang, die "Kette"
vom Waldbesitzer bis zum Endverbraucher zu schließen. Damit ist für
jeden offensichtlich, unter welchen Bedingungen das Holz erzeugt,
woher es kommt, und wie es weiterverarbeitet wurde.
Das Ziel der Pan--Europäischen--Forstzertifizierung (PEFC) ist die
nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder, so dass genausoviel Holz nachwächst,
wie aus dem Wald entnommen wird. Von Bedeutung ist dabei das forstliche
Management.
Gefordert wird in den Leitlinien, dass Pflanzenschutzmittel nur als
"allerletztes Mittel" eingesetzt wird, kein "flächiges Befahren",
ein "dauerhaftes Feinerschließungsnetz", ausschließliche Nutzung "hiebsreifer
Bestände", biologische Vielfalt durch Naturverjüngung und Verzicht
auf Kahlschlag. Gentechnisch veränderte Organismen sind tabu. Allerdings
gibt es Ausnahmen; als Beispiel wird eine wirtschaftliche Notlage
genannt. Weiterhin ist die Rede von "besonderer Rücksicht", "angemessenem
Umfang" und "angepassten Wildbeständen". Letzteres sei erfüllt, wenn
die Verjüngung der Hauptbaumarten ohne Schutzmaßnahmen möglich sei.
Daneben gibt es auch noch die "Gesellschaftliche und soziale Funktion",
die aber nur den Großwaldbesitz betreffen sollen.
Kontrolliert wird die Einhaltung der Auflagen bei jährlich zehn Prozent
der Fläche durch unabhängige Prüfer. Die Waldfläche wird in Augenschein
genommen, die Ergebnisse sowie Änderungsvorschläge dem Waldbesitzer
mitgeteilt und eine Auswertung daraus in anonymisierter Form veröffentlicht.
Man habe sich für PEFC entschieden, so der Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung,
Rupert Mayer, weil es damit möglich sei, die vorhandene Fläche komplett
zertifizieren zu können. Für einen Einzelnen sei das sonst zu teuer.
Es gebe zwar noch andere Zertifizierungen (siehe Kasten), aber man
habe sich aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, und weil man hier die
eigenen Interessen besser berücksichtigt sieht, dafür entschieden.
Das sei auch notwendig, da die Zertifizierung immer mehr von Abnehmern
gefordert werde, da es auch ein Qualitätsnachweis sei. Das verbessere
die eigenen Absatzchancen und sei ein Instrument dafür, ein Bewusstein
der Verbraucher für heimisches Holz zu schaffen. Weltweit gibt es
über 36 Millionen Zertifizierungen überhaupt, in Deutschland sind
es 4,3 Millionen, das entspricht mehr als einem Drittel der gesamten
Waldfläche in Deutschland.
Die WBV ging nun noch einen Schritt weiter und gründete eine Holzhandels--GmbH,
die bereits innerhalb eines halben Jahres fast zwei Millionen Mark
Umsatz gemacht hat. Das wurde überwiegend durch Waldarbeit und Holzhandel
erzielt. Ein neues Standbein soll der Vertrieb eines Fußbodens aus
Tannenholz sein. Das wird nicht einfach, weil dieses Holz oft mit
billig gleichgesetzt wird, aber Beweise für die Vorteile braucht man
gar nicht lange zu suchen: Boden in dieser Art fand früher in Schlössern,
und dort sogar als Treppen, Verwendung. Es gelang, das Wissen um die
Verarbeitung wieder in Erfahrung zu bringen, so dass die Nachteile,
beispielsweise der manchmal unangenehme Geruch, durch Trocknung stark
vermindert werden konnte. Eine sehr gute Stabilität und eine feine
Struktur wird durch stehende Jahresringe erreicht. Zu den Vorteilen
gehören die Harzfreiheit und die Widerstandsfähigkeit. Gesucht werden
vom WBV nun Stämme mit einem Durchmesser von mindestens 60 Zentimeter.
Es war nicht einfach, dafür ein passendes Sägewerk zu finden, denn
dadurch, dass die Tanne ungestört wachsen konnte, sind die Stämme
mittlerweile sehr dick und damit zu groß für aktuelle Gattersägen.
Hans Stecher besitzt noch ein altes Modell.
Das alles überzeugte auch Stefan Schuman vom gleichnamigen Bodenstudio
in Eiselfing, der diesen Boden verlegt: "Der ist für die Ewigkeit".
Durch den Unterbau und den Verzicht auf Estrich ist der Boden für
Neubauten ideal. Die ersten 300 Quadratmeter sind bereits verkauft,
er findet sich auch zum Anschauen in der WBV--Geschäftsstelle. Damit
ist für Amerangs Bürgermeister Gust Voit, der bei der Übergabe der
Zertifizierungsurkunde anwesend war, der Beweis erbracht, dass es
möglich ist, die Kette, angefangen von den Waldbesitzern über die
Händler, Verarbeiter bis zum Verbraucher in der Region, zu schließen.
Das könne für die Umwelt nur gut sein, da lange Transportwege entfallen.
Er empfahl anderen Gemeinden die gegebene Vorbildfunktion wahrzunehmen.
Seiner Erfahrung nach seien die Architekten mit dem Einsatz von Beton
auf der sicheren Seite, die Beschäftigung mit dem schwierigeren Werkstoff
Holz, besonders was die Feuerfestigkeit betrifft, sei noch am Anfang.
Die Kosten seien oft gleich oder sogar unter dem Üblichen; ganz abgesehen
vom gesellschaftlichen Aspekt, dass die Kaufkraft in der Region bleibt,
bis hin zum Umweltschutz, wenn es um die Entsorgung nicht mehr benötigter
Gebäude geht.
Wald voller Gütesiegel?
Wasserburg/Haag (kg) --- Es gibt mehrere Gütesiegel, die alle nur das
jeweils Beste für den Wald möchten, sich aber durch die vorhandenen
lokalen Gegebenheiten unterscheiden. So gibt es beispielsweise im
Vergleich zu den Tropen für die selbe Menge Wald hier in Europa viele
kleinere Waldbesitzer. Die 1999 gegründete PEFC mit Sitz in Luxemburg
vergibt ihr Zertifikat nicht an Einzelbetriebe, sondern an Regionen.
Damit will man die Bürokratisierung verringern und den Anforderungen
der europäischen Waldbesitzer entgegenkommen. Diese Unterschiede konnten
bisher nicht in einer einzigen Organisation untergebracht werden.
Die WBV hat sich für das PEFC--Siegel entschieden, das hier in Deutschland
einen Konkurrenten, die "Forest Stewardship Council A. C." (FSC),
besitzt. Das Klima der beiden Organisationen untereinander ist nicht
optimal, es gibt zwar mittlerweile eine "Gemeinsame Synopse", also
eine Gegenüberstellung beider Ziele, aber es ist zuweilen von "bizarren
Reaktionen" des anderen die Rede.
Hans Baur, Geschäftsführer des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, bedauert
für die PEFC, dass es "keine Einigung" gebe, man arbeite daran, aber
ein Durchbruch sei derzeit nicht in Sicht. Hauptkritikpunkt sei, dass
man keine ausreichende Mitbestimmung habe. Allerdings erhalte der
bereits 1993 gegründete "Weltforstrat" (FSC) weltweit in 30 Ländern,
und vor allem von den Umweltverbänden, größere Unterstützung.
Daneben gibt es noch die "Umweltmanagementsystem--Norm ISO 14001",
welche lediglich die Existenz einer Betriebsorganisation bestätigt,
die auf Umweltschutz Wert legt.
Die "Canadian Standard Association" (CSA) arbietet nach einem Regelwerk,
auf das sich 14 außereuropäische Länder geeinigt haben.