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Wohin entwickelt sich Unterreit?

10.07.2001, kg/Karlheinz Günster

Unterreit (kg) --- Eine Bestandsaufnahnme der Gemeinde Unterreit kam
bei der Auftaktveranstaltung der "Agrarstrukturellen Entwicklungsplanung"
(AEP), die jetzt im Gasthaus Huber stattfand, heraus. An dieser Planung
sind auch die Gemeinden Aschau, Gars, Jettenbach, Kirchdorf und Reichertsheim
beteiligt (wir berichteten). Nun wurde in Unterreit der weitere "Fahrplan"
durch Projektleiter Peter Neumann von der Bayerischen Landessiedlung
und von Ulrich Hümmer von der Arbeitsgruppe "Erde", vorgestellt.

Angesichts der Einladung an alle Haushalte und dem Umstand, dass die
Wirtsstube zwar gut, aber nicht voll besetzt war, meinte Bürgermeister
Gerhard Forstmeier bei der Begrüßung, dass er sich eine größere Resonanz
erhofft hatte. Ulrich Hümmer begann zuerst mit nüchternen Zahlen,
die das Land Bayern beschreiben. Ihn interessierten letztendlich Dinge,
die sich nur schwer in Zahlen fassen lassen, nämlich das, was Heimat
ausmacht. Im Vergleich zu früher bestehe allgemein die Gefahr, dass
ländliche Gemeinden "zum Schlafplatz verkommen".

Beispielsweise habe es in Wang und Grünthal Schulen gegeben, heute
führen Schüler von Einharting nach Gars eine Stunde lang. In Stadl
habe das Lebensmittelgeschäft geschlossen, in Unterreit und Wang sehe
die Zukunft aufgrund Nachwuchsmangels für einen Kramerladen schlecht
aus, in Unterreit gebe es zudem keine Post mehr. Und wie auch sonst
überall, würden Landwirtschaften aufgegeben. Zwar wünschten sich viele,
dass alles so bliebe wie es ist, "aber es muss sich viel ändern, dass
alles so bleiben kann", stellte Peter Neumann fest. Es gebe eine Entwicklung,
die zu steuern, aber nicht zu verhindern sei.

Grund dafür sei die zunehmende Individualisierung, bei der unter anderem
auch die Solidarität auf der Strecke bleibe. Dabei habe es Unterreit
allgemein nicht leicht, weil es bedingt durch die Gebietsreform viele
Vereine doppelt gebe.

Den Wortmeldungen der Besucher nach gibt es im größten Gemeindeteil
Stadl mit 250 Einwohnern die schlechteste Infrastruktur: "Wir haben
kein Lebensmittelgeschäft, keine Wirtschaft, dafür zwar eine Raiffeisenbank,
aber die hat nur zu, und eine Bushaltestelle", wurde der Zustand zusammengefasst.

Mit zu den wenigen positiven Dingen gehöre, dass sich der Sportplatz
vergrößeren konnte, dass man sich innerhalb der Pfarrverbände gut
aufgehoben fühle und dass es einen Kindergarten und in Stadl nun einen
Bolzplatz gebe.

"Wir können nun den Zustand so akzeptieren oder uns auf die Hinterfüße
stellen", fasste Hümmer zusammen. Dafür sei nun diese Planung da.
Um das Ziel zu kennen, sollte jeder nun Wünsche formulieren. Gleich
mehrfach wurde eine Skaterbahn genannt, ein Basketballplatz, Arbeitsplätze
in der Gemeinde, ein Haus als Treffpunkt für Jugend, Vereine und Gruppen,
ein Dorfladen, und oft nannten die Unterreiter Verbesserungen für
die Landwirtschaft. Peter Neumann wollte aber keine falschen Hoffnungen
schüren: Einen gerechten Lohn oder bessere Preise könne man damit
nicht erreichen, nur über Erzeugergemeinschaften sei "etwas zu bewirken".
Eine Möglichkeit sei beispielsweise, leerstehende Scheunen für Gewerbe
zur Verfügung zu stellen. Um den sich daraus ergebenden Schwierigkeiten
mit den Behörden zu begegnen, dafür sei man da.

Mehrere wünschten sich mehr Toleranz der Zugezogenen gegenüber den
Einheimischen. "Ich hab' einen Nachbarn, der schickt mir alle Behörden
ins Haus die's gibt", nahms ein Besucher mit Humor. Genannt wurde
auch der Wunsch nach "Menschen, die an die Zukunft glauben", und eine
Dorfkultur.

Mit diesem Aufklärungsabend wollte man "Leute zusammenbringen, die
gemeinsam etwas anpacken wollen", so Neumann. Es würde aber niemandem
etwas vorgeschrieben werden. Zur Zeit führe man Befragungen durch
um zu prüfen, inwieweit Touristen als Einnahmequelle gewonnen werden
könnten, da sich das Gebiet, vor allem wegen des Inns und wegen der
Klöster, sehr gut für Urlaub und für Ausflügler anbiete.

Auf einer Veranstaltung am 29. September in Gars werde man mehrere
Arbeitskreise bilden. Zur Lösung von Problemen, das sei eine wesentliche
Aufgabe der Planung, könnten Fachleute zu Rate gezogen werden. Bürgermeister
Forstmeier sah in dem Projekt eine Chance für die Zukunft, bei dem
aber Mitarbeit erforderlich sein, denn "es wird keine gemachte Lösung
geben".

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