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"Tun, was der Tag verlangt"

27.04.2008, eb/Eberhard Basler

Der 20. Jahrestag der Seligsprechung des Redemptoristenpaters Kaspar Stanggassinger wurde jetzt in einem vom Kirchenchor Maria Himmelfahrt mit einer Messe von Hans Melchior Brugk musikalisch umrahmten Pontifikalamt gefeiert, das Kardinal Friedrich Wetter zelebrierte. Vorher hatte sich die große Schar der Gläubigen aus allen Teilen des Bistums, vor allem aber auch aus Gars und seinem Umland sowie aus Berchtesgaden, am Stanggassingerbrunnen im Hof des Gymnasiums versammelt und zog in einer Lichterprozession zur Kirche.
Der Rektor des Klosters Gars, Pater Hans Rehmet, erinnerte daran, dass viele Gläubige damals in Rom die Seligsprechung unmittelbar miterleben konnten. Er bedankte sich ebenso wie der Provinzial des Redemptoristenordens, Pater Edmund Hipp, beim Kardinal herzlich dafür, dass dieser die Stanggassingerverehrung stets unterstützt und mitgetragen habe.
"Ich danke Gott, dass er uns diesen Seligen geschenkt hat," stellte Kardinal Friedrich Wetter fest. Kaspar Stanggassinger habe mit großer Ausstrahlungskraft in seinem kurzen Leben intensiv und dauerhaft "die kleinen Dinge des Alltags" im Blick gehabt und sei ganz auf das wahrhaft Große eines Lebens in der Nachfolge Jesu ausgerichtet gewesen. Mit seiner "Treue im Kleinen" sei er nach wie vor ein ermutigendes Vorbild. "Tun, was der Tag verlangt" und "Was allein zählt, ist Liebe" waren seine Grundsätze, beste Leitmotive für einen gläubigen Christen.

Am 24. April 1988 hatte Papst Johannes Paul II. in Rom den Redemptoristenpater Kaspar Stanggassinger selig gesprochen. Tausende von Gläubigen aus der ganzen Erzdiözese München und Freising feierten damals in Rom, Berchtesgaden und Gars dieses Ereignis. Mehrere Tage lang, unter anderem bei Pontifikalämtern und Gottesdiensten mit dem damaligen Erzbischof Friedrich Kardinal Wetter, mit dem Ordensoberen der Redemptoristen Pater Lasso de la Vega aus Rom, mit Staatssekretär Dr. Thomas Goppel, Regierungspräsident Raimund Eberle sowie vielen weiteren Vertretern des kirchlichen und öffentlichen Lebens.

Der 1871 als Sohn eines Bauern auf dem Unterkälberstein bei Berchtesgaden geborene Kaspar Stanggassinger wurde 1895 in Regensburg zum Priester geweiht, drei Jahre vorher war er bei den Redemptoristen eingetreten. Eigentlich wollte er am liebsten Missionar in Brasilien werden.
Als Hoffnungsträger wurde er aber gerade wegen seiner väterlichen und liebevollen, ganzheitlich ausgerichteten Erziehung der Jugend sehr geschätzt und als erst 28-Jähriger zum ersten Seminardirektor des 1899 neu eröffneten Ordensgymnasiums in Gars ernannt. Doch wenige Tage nach Schulbeginn starb der hervorragende Pädagoge und "besondere Freund der Jugend" am 26. September 1899 an einer Blinddarmentzündung.
Über 30 Jahre lag dann Stanggassingers sterbliche Hülle in der Klostergruft. Gebetserhörungen wurden schon bald nach seinem Tod registriert. Im Jahr 1935 wurde der mehr als 50 Jahre dauernde Seligsprechungsprozess eröffnet.
Strenge Voraussetzungen für eine Seligsprechung waren vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil heroische Tugenden und ein Heilungswunder: Diese plötzliche und dauerhafte, medizinisch nicht erklärbare spontane Heilung nach Gebetserhörung erfuhr am 8. April 1935 in Neumarkt/Oberpfalz die schwerstkranke Theophilius Kleeberger von den Niederbronner Schwestern. Sie rang nach drei erfolglosen Magenoperationen mit dem Tode.
Schritt für Schritt nahm nun das Seligsprechungsverfahren seinen Lauf und alle Hürden: 1986 entschied Papst Johannes Paul II., dass Stanggassinger wegen seiner in heroischem Maße verwirklichten Tugenden eine amtliche Verehrung der Kirche zu erweisen ist. Er habe sehr viele junge Menschen liebevoll und ausdauernd zu Gott hingeführt und einen hohen Grad an christlicher Vollkommenheit erlangt. 1987 folgte mit päpstlichem Dekret die Anerkennung der Heilung von Schwester Theophilius Kleeberger auf Fürbitte Kaspar Stangassingers als Wunder.

Seit der Seligsprechung werden die Reliquien von Pater Kaspar in einem goldenen Schrein im Rupert- und Virgil-Altar der barocken Pfarr- und Klosterkirche Gars verehrt. In ein nahe dem Schrein aufgelegtes Buch schreiben fast täglich Menschen aus Bayern, ganz Deutschland und aus vielen anderen Ländern Fürbitten in besonderen Lebens- und Notsituationen und Anrufungen des Seligen.
Wallfahrtsgottesdienste finden am 26. jeden Monats in der Pfarr- und Klosterkirche Gars statt. Von Mai bis Oktober ist jeweils am ersten Sonntag um 14 Uhr Wallfahrtsandacht. Besonders begangen wird der Todestag am 26. September.


Fotos:

1. In herzlicher Verbundenheit kam Kardinal Friedrich Wetter zu den Feiern nach Gars, hier beim Sammeln zur Lichterprozession am Stanggassingerbrunnen

2. Seliger Kaspar, bitt für uns: Reliquienschrein und Bild des Seligen am Rupert- und Virgil-Altar der Garser Klosterkirche.

3. Dieses für die Seligsprechungsfeier in Rom gemalte Bild zeigt Pater Kaspar Stanggassinger als Erzieher unter den Buben, damals noch im Ordensseminar auf dem Dürrnberg bei Hallein.

4. Beim Pontifikalamt mit Kardinal Friedrich Wetter

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