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Bewegende Weihe des Mahnmals bei Mittergars

24.11.2007, eb/Eberhard Basler

Mit zwei berührenden, direkt aus dem Wald erklingenden Trompetenmelodien umrahmte am Volkstrauertag der Musiker Sepp Brandmeier die Einweihung eines Mahnmals gegen das Vergessen der menschenverachtenden Greuel im ehemaligen KZ-Außenlager bei Mittergars. Pfarrer Pater Ulrich Bednara nahm die kirchliche Segnung des Mahnmals vor.
Eine große Zahl von Menschen hatte sich zu der Feier eingefunden, die Krieger- und Soldatenkameradschaft Mittergars war mit einer Fahnenabordnung vertreten. Auch Bürgermeister Alfons Obermaier aus der unmittelbar benachbarten Gemeinde Jettenbach war mit seinen Gemeinderäten gekommen.
Der Garser Bürgermeister Georg Otter und der Künstler Karl Holzner erinnerten an die furchtbaren Leiden der Gefangenen und warben für Ehrfurcht vor der Schöpfung und speziell den friedlichen und gefühlvollen Umgang der Menschen miteinander: "Wer sich an Vergangenes nicht erinnert, ist dazu verurteilt, es noch einmal zu erleben!" zitierte der Bürgermeister einen amerikanischen Philosophen.

Georg Otter gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass die Verwirklichung dieses besonderen Projektes mit einem engagierten Team möglich war. Der Ampfinger Kirchenmaler und Künstler Karl Holzner schuf die Bronzeplastik mit besonderer Aussagekraft. Auf dem Stein ist auch eine Bronzeplatte angebracht, auf der Augustinus zitiert wird: "Ihr seid die Zeit. Seid ihr gut, sind die Zeiten gut."
Sichtlich tief erschüttert von der Erinnerung an die schrecklichen Geschehnisse in der auch als Todeslager bekannten KZ-Außenstelle, erläuterte Holzner seine Bronzefigur: Mütter hätten im Krieg stets die meisten Sorgen, Qualen und Nöte auszustehen. Deshalb habe er eine Häftlingsfrau mit Kind gestaltet. Man sehe, wie sich beide dagegen sträubten, von einem Gewaltverbrecher ausgelöscht zu werden.
Meist ganz junge Leute seien damals ihren Familien entrissen, ihrer Freiheit beraubt und mit Willkür zur Zwangsarbeit unter menschenverachtenden Bedingungen getrieben worden. Knochenfunde bei Kriegsende hätten gezeigt, wie auch bestialisch gemordet worden.

Die Außenstelle Mittergars des Konzentrationslagers Dachau entstand nach der Datierung der Geschichtswerkstatt Mühldorf e.V. im Oktober 1944 einen Kilometer östlich des Dorfes im Wald am unteren Rand des oberen Innterrassen-Steilhangs. Ein halbes Jahr später war der grausame Spuk dann bei Kriegsende wieder vorbei. Es handelte sich um ein 150 Meter breites und 75 Meter langes Lager mit Wachturm, das von einem doppeltem Stacheldrahtzaun umschlossen war. Noch heute sichtbar sind Fundamente der primitiven Holzbaracken sowie die Arrestzelle. Es gab keine Heizung, keine Wasserversorgung und keine geordnete Entsorgung. Rund 350 überwiegend jüdische Häftlinge aus Polen, Litauen und Frankreich waren hier eingesperrt. Sie sollten eigentlich Betonfertigteile für die Rüstungsanlage im Mühldorfer Hart herstellen und am zweigleisigen Ausbau der nahegelegenen Bahnstrecke arbeiten.. Mittergars war als "Todeslager" mit schrecklichen hygienischen Verhältnissen, Unterernährung und unmenschlichen Arbeitsbelastungen bekannt. Vielfach wurden Gefangene im "Bunker" gefoltert und ermordet. Die insgesamt 42 Toten vergrub man in einem Massengrab hinter dem Lager. Sie wurden nach dem Krieg umgebettet, ihre Knochen zeugten von den schrecklichen Gewalttaten. Es gab auch tägliche Schikanen: Im Winter traten die Häftlinge zum Beispiel bei Eis und Schnee barfuß an und mussten in Holzschuhen arbeiten. Kurz vor der Auflösung des Lagers, die letzte schriftliche Erwähnung datiert vom 23. April 1945, flohen noch zwei Häftlinge. Einer wurde erschossen, den anderen versteckten Nachbarn unter größter eigener Gefahr sechs Wochen lang bis zum Eintreffen der Amerikaner.

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