02.07.2007, eb/Eberhard Basler
"Die Welt ist bunt und vielfältig und wir sind mitten drin": Dieses Thema haben die vom Franziskushaus Au betreuten behinderten Jugendlichen und jungen Erwachsenen als Künstler in ihren Bildern wunderbar bearbeitet und stellen ihre Werke nun bis zum 13. Juli 2007 in der Klostergärtnerei Gars aus. "Kreativität kennt keine Behinderung, in der Kunst gibt es nur Einmaligkeit!" stellte Landrat Georg Huber bei der großen mit viel Programm sowie Darbietungen der Trommelgruppe umrahmten Vernissage der in der Heilpädagogischen Tagesstätte St. Clara und dem Kinderheim Haus Maria in Gars entstandenen Gemälde vor den stolzen Künstlern fest. Die Ausstellung sei das gelebte Leitbild des Franziskushauses, einem Ort der Lebensfreude, der mitmenschlichen Nähe und der Geborgenheit
In die Garser Klostergärtnerei gekommen waren außer dem gesamten Franziskushaus auch die örtlichen und regionalen Repräsentanten des öffentlichen und politischen Lebens, der Klöster und der Kirchen, viele Vertreter des Landratsamtes und der Sozialverwaltung sowie Hilmar Holzner vom Sozialministerium.
Landrat Huber freute sich auch darüber, dass man mit der Ausstellung "unter die Menschen gegangen ist" - dorthin, wo jeden Tag viele unterwegs sind. Im Amt für Jugend und Familie in Mühldorf hingen im übrigen bereits seit einem Jahr ebenfalls im Franziskushaus entstandene und dem Maler Hundertwasser nachempfundene Bilder, die täglich großen Anklang fänden.
Kreis-Jugendseelsorger Richard Steffke moderierte die Vernissage und interviewte Claudia Hausberger, die Behindertenbeauftragte des Landkreises Mühldorf am Inn: Sie hatte vor Monaten sofort begeistert die Schirmherrschaft über das Projekt übernommen und "ganz nah am jungen Menschen" bei der Entstehung des großen Bildes mit dem griechischen Buchstaben "Tau", dem Symbol Franz von Assisis für Segen und Frieden, schwungvoll mitgemalt.
Heimleiterin Elfriede Unterstöger erläuterte Idee und Hintergrund des von den Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit ihren Gruppenleiterinnen Bozena Jankovska und Annette Schwalb selbst organisierten Großprojektes, mit dem auch Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein sehr gestärkt wurde:
"Insgesamt 50 junge Künstler und Mitarbeiter des Franziskushauses haben an dem monatelangen Schaffensprozess mitgewirkt und die Räumlichkeiten der Heilpädagogischen Tagesstätte in den letzten Wochen geradezu in ein Künstleratelier verwandelt". Es wurden Kunstbücher studiert, Material vorbereitet, eingekauft und gesammelt. Man besuchte die Werkstätten der Malerei Mandl in Kraiburg und das Atelier Preibisch in Waldkraiburg.
Malerei, so Unterstöger, sei gerade für die Jugendlichen mit Behinderung ein wichtiges Kommunikations- und Ausdrucksmittel, weil sie dabei nicht auf sprachliche Fähigkeiten angewiesen sind: "Wüssten Sie nicht, liebe Besucher, welcher Personenkreis diese Ausstellung gemacht hat, sie würden es nicht vermuten!"
Liebevoll ausgearbeitete und mit Musik unterlegte Powerpoint-Präsentationen zeigten den Vernissage-Besuchern noch einmal Eindrücke der gesamten Vorbereitung und Entstehung der Bilder. Der Durchgang durch die Ausstellung begeisterte anschließend alle noch mehr: Da standen und hingen herrliche Kunstwerke in Regalen neben Gartenfiguren und Blumentöpfen, über Pflanzungen und neben Blumenampeln, die Künstler standen für kurze Erläuterungen zur Verfügung.
Die Ausstellung ist in den nächsten drei Wochen bis zum 13. Juli zu den regulären Öffnungszeiten in der Garser Klostergärtnerei zu sehen. Alle Bilder können gegen eine Spende über das Franziskushaus erworben werden.
Foto: Bei einem der schönsten Kunstwerke, der "Arche Noah" in Collagetechnik, zeigten sich bei der Vernissage freudestrahlend drei der daran beteiligten neun jungen Künstler im Alter zwischen 16 und 20 Jahren, nämlich Matthias Hausberger und Sebastian Auer sowie Stefan Reindl (unten von links und oben), dazu Landrat Georg Huber, die Gruppen- und Projektleiterinnen Bozena Jankovska und Annette Schwalb vom Franziskushaus (oben außen von links) sowie die Behindertenbeauftragte des Landkreises Mühldorf Claudia Hausberger