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Die Schulreform brachte zunächst Sechshäusigkeit

13.03.2007, eb/Eberhard Basler

Fast 40 Jahre ist die "Landschulreform" nun her, und der bevorstehende Abriss des Wanger Schulhauses gibt gute Gelegenheit, auf diese äußerst turbulente Umbruchszeit Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurückzublicken.
Gemäß neuem Volksschulgesetz durfte es seit 1968 nur noch Jahrgangsklassen geben. Deshalb entstand damals die Verbandsschule Gars-Mittergars-Au neu mit 392 Schülern in 10 Klassen aus den damaligen Gemeinden Gars, Mittergars, Au, Elsbeth, Dachberg sowie Bereichen von Lengmoos und Grünthal. Eine deutliche Schülerzunahme kündigte sich an, denn die ersten und zweiten Klassen waren bereits zweizügig und mit 74 beziehungsweise 70 Kindern sehr stark. In der einzigen Achten saßen dagegen "nur" 36 Schüler. Unterrichtet wurde in Gars und Mittergars, das Auer Schulhaus blieb leer..
Bereits 12 Monate später kam die nächste absolute Neuerung: das neunte Pflichtschuljahr. Wohin sollte man die Schüler nun schicken, welche weiteren Gemeinden sollten sich schulisch zusammen tun, um eine vernünftige mindestens zweizügige Hauptschule zu gewährleisten?
Auch sollten damals laut Regierung "Vollschulen" mit den Jahrgangsstufen 1 bis 9 die Regel werden. Dass das allerdings dann doch nicht überall so durchgezogen werden konnte und man sich wenigstens auf wohnortnahe Grund- beziehungsweise Teilhauptschulen verständigte, wissen wir heute.
Der Schulverband Gars wurde somit 1969 um die Gemeinde Wang erweitert, eine zunächst ins Auge gefasste Verbindung Wang - Babensham wurde letztlich nicht weiterverfolgt. Im Schuljahr1969/70 unterrichtete man also 561 Schüler in 16 Klassen und drei Schulhäusern. Die Erst- und Zweitklässler waren im Mittergarser Schulhaus untergebracht, die bis heute bekannten Namen der Klassenleiter sind Frau Stummer, Frau Schoger, Frau Biederstedt und Herr Dr. Schwaiger. Die 3a, 3b, 4a und 4b paukten im Wanger Schulhaus bei den Lehrerinnen und Lehrern Heger, Richter junior, Walther und Gfüllner.
Die Hauptschulstufe war im Garser Schulgebäude zusammengefasst, der heutigen Grundschule. Es unterrichteten Frau Sperr ? sie betreute wegen großen Lehrermangels in Doppelführung die beiden fünften Klassen mit insgesamt 61 Schülern, Herr Heiserer, Herr Albert, Herr Schiel, Schulleiter Herr Krix, Herr Wittich und Herr Richter senior. 1970 konnten unsere Hauptschüler dann erstmals den "Quali" ablegen.
Anfang der Siebziger vollzog man dann endgültig die Zusammenschlüsse der Gemeinden zur heutigen Größe, was die Zusammenarbeit erheblich erleichterte. Ab dem Schuljahr 1971/72 wurde Gars mit Einbeziehung des Gebietes des heutigen Reichertsheim in den Hauptschulsprengel endgültig zum Volksschul-Zentrum, in Ramsau verblieb eine Grundschule. Bis zur Fertigstellung des neuen Garser Schulhauses 1975 wurde man allerdings oberbayernweit berühmt wegen seiner "Sechshäusigkeit":
So vermeldete Rektor Elmar Krix in der Chronik für den Beginn des Schuljahres 1973/74 rund 800 Schüler in 23 Klassen, unterrichtet in Gars, Mittergars, Wang, Lengmoos, Au und Ramsau. Also musste man jetzt sogar das bereits seit 1968 leerstehende Schulhaus Au wieder in Betrieb nehmen, während fleißig an der Errichtung eines Hauptschulgebäudes mit Doppelturnhalle und Schwimmbad an der Garser Bosostraße gearbeitet wurde.
Weil es so noch am besten gelöst war, teilten sich 1973/74 zum Beispiel in Au die 1c und die 5c das Schulhaus mit seinen zwei Klassenzimmern, in Ramsau waren die 6c und die 7c untergebracht, in Lengmoos die 5b und 6b. Mittergars hatte neben den ersten und zweiten Klassen jetzt noch die 5a "im Keller", Wang blieb für den dritten und vierten Jahrgang zuständig. Der "Rest", acht Klassen der Jahrgänge sechs mit neun, bereiteten sich in Gars auf einen guten Hauptschulabschluss vor.
Ein völlig neues Gefühl für Eltern, Lehrer, Schüler und nicht zuletzt die Kommunalpolitiker stellte sich dann im September 1975 ein, als der komplizierte "Schulbus-Rundverkehr" zwischen den vielen Schulhäusern endgültig ein Ende hatte: Die neue Hauptschule an der Bososstraße wurde in Betrieb genommen.
Was ist aus den Schulhäusern von damals geworden? Wang wird, wie wir wissen, jetzt abgerissen. Au ist seit langem in Privatbesitz und zu Wohnzwecken umgebaut. Ramsau steht nicht mehr, und die Gebäude in Lengmoos und Mittergars (unser Foto) dienen heute, teils umgebaut und saniert, als Dorfhäuser der Ortsteile. Das "alte" Garser Schulhaus ist nun seit über drei Jahrzehnten Grundschule. Und das Hauptschulgebäude wird zur Zeit generalsaniert, es hat jetzt doch schon über 30 Jahre "auf dem Buckel".
Und was sagt uns der Schülerzahlvergleich? Inzwischen besuchen unter Einschluss der M-Klassen mit Schülern aus dem westlichen Landkreis "nur noch" etwa 530 Kinder die Grund- und Hauptschule Gars, allerdings in 25 Klassen. 1973 waren es dagegen 800 Schüler in 23 Klassen. Somit ist die Klassenstärke von rund 35 vor 30 Jahren auf etwa 21 gesunken.

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