20.10.2005, kg/Karlheinz Günster Unterreit/Brandstätt -- Wer vor einigen Wochen den Tag der offenen Tür im Gestüt Brandstätt besucht hatte, konnte erfahren, dass man hier mit Telepathie Einiges bei den Pferden erreiche. Viele Menschen tun das aber wahrscheinlich auch, ohne sich dem Begriff Telepathie, also der Gedankenübertragung, bewusst zu sein. Wir haben uns das genauer angeschaut.
"Nur durch Kraft kann ich 500 Kilo nicht beherrschen", davon ist die Inhaberin Christiane Schmidt überzeugt. Für die Dressur von Pferden brauche man vielmehr eine geistige Verbindung zum Tier. Darunter versteht sie, dass man sich ihm vor allem wohlgesonnen nähert und das, was man mit ihm vor hat, sich selbst erst einmal im Kopf vorstellt. Selbst hat sie dafür mehrere Beispiele, die für sie eine geistige Verbindung zum Tier einwandfrei belegen. So müsse der Übergang vom Trab zum Galopp zuerst im eigenen Kopf ablaufen, dann reagiere auch das Tier leicht darauf. Stets das Gleiche passiere auch, wenn sie um eine Biegung reite, hinter der sich das Pferd vor etwas erschrecken könnte. Denke sie daran, bleibe das Pferd ruhig. Tue sie es nicht und es tauche plötzlich etwas auf, erschrecke es sich. Allerdings, relativiert sie, könne man das nicht wie ein Indianer handhaben, der sich hinsetzt, und solange an sein Pferd denkt, bis es angetrabt kommt. Aber dieses Einlassen auf das Tier helfe bei der Arbeit enorm. Wichtig sei die positive eigene Stimmung, weil die Pferde schon fast wie ein Spiegel auf einen selbst reagieren. Daran zu denken, lege sie ihren Reitschülern nahe, wenn die sagen: "Der dumme Gaul". Beispielsweise brach sie sich den Arm, als sie "schlecht drauf war". Die Züchterin ist auch fest davon überzeugt, dass die Pferde ähnlich Erfolg und Misserfolg spüren wie wir. Das könne man spätestens bei siegreichen Zieleinläufen sehen, wenn man auf die ersten Meter hinter dem Ziel auf die eigenständigen stolzen Bewegungen des Tieres achte.
Ähnlich sieht es auch die Tierheilpraktikerin Erika Lunghammer aus Mettenheim. Sie wird von den Bauern ab und zu sogar im Scherz "Hexe" genannt, weil die Kühe bei ihr oft überraschender Weise Ruhe geben. Für sie bewahrheitet sich exakt der Spruch: "Wie der Herr, so sein G'scherr". Viele Landwirte, sagt sie, bringen eine extreme Unruhe in den Stall. Das greife sofort auf die Tiere über. Sie habe die glückliche Gabe, ihre eigene Ruhe auf die Tiere übertragen zu können. Dazu gehöre aber, dass sie sich einem fremden und veränstigten Tier bis zu 20 Minuten lang behutsam nähere, und lieber ein anderes Mal wieder kommt, falls es nicht klappt. "Diese Zeit nehme ich dann auf meine Kappe. Ich kann ihm zwar eine Spritze 'reinjagen, aber das mache ich nur einmal", sagt sie. Denn danach sei es mit dem Vertrauen und der Ruhe vorbei. Erfahren könne man alleine schon etwas, wenn man den Vierbeinern in die Augen schaue. Die würden von Freude, Traurigkeit bis hin zur Angst sehr viel offenbaren. Vor allem gehöre die Bereitschaft dazu, sich in das Tier mit Ruhe hineinversetzen zu wollen, was man auch üben könne. So sei es möglich, die Traurigkeit der Tiere in einem Anbindestall zu spüren. Alleine schon wegen der besseren Fruchtbarkeit müssten sich die Tiere bewegen. Nachprüfbar sei das für sie, wenn sie Kühe bei sich aufnehme und die dann das erste Mal hinaus auf die Wiese dürften. "Zuerst stehen die wie angewurzelt da" weil das völlig fremd sei und abends wollten sie auf keinen Fall mehr hinein, weil sie Angst haben, dass sie dann nicht mehr hinaus dürfen. Beide haben sich trotz allem schon öfter blaue Flecken eingehandelt. Aber das gehöre eben dazu, weil ein Tier eben nicht die Ausdrucksmöglichkeiten habe wie ein Mensch. Tatsächlich fallen in Brandstätt die Ruhe und der liebevolle Umgang mit den Pferden auf, die sehr neugierig auf Besucher zulaufen und weitgehend das tun, was man von ihnen erwartet. 29.9.2005 |
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