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Barockvesper der Augustiner Chorherren aufgeführt

29.09.2005, eb/Eberhard Basler

200 Jahre nach der gewaltsamen Auflösung der Bayerischen Klöster hatten sich die Kantorei Mondsee unter der Leitung von Professor Gottfried Holzer-Graf von der Universität Mozarteum Salzburg und der Förderkreis Mathis-Orgel die liturgische Rekonstruktion einer Pontifikalvesper aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vorgenommen und führten sie jetzt vor einem interessierten Publikum in der Klosterkirche Au am Inn auf.
In der Barockzeit wurden die Hauptgottesdienste mit erlesener Kirchenmusik besonders feierlich gestaltet, und im damaligen Stift der Augustiner-Chorherren in Au am Inn zählte das Hochfest des Ordensgründers Augustinus zu den höchsten Feiertagen des Jahres. Der Propst selbst, ausgestattet mit Mitra und Stab, hielt das Hochamt und die Vesper am Nachmittag.
Wie seinerzeit die Chorherren musizierten das Vokalensemble, die Gesangssolisten und das Orchester der Kantorei Mondsee die fünf Psalmen und das Magnifikat nach einer Vertonung des fränkischen Benediktinerpaters Valentin Rathgeber, einem virtuosen Barockkomponisten, dessen Musik damals in fast jedem Stiftsarchiv des süddeutsch-österreichischen Raumes zu finden war.
Die Augustiner-Chorherren waren allerdings weniger auf die Veröffentlichung ihrer Kompositionen bedacht als ihre benediktinischen Kollegen. So gingen auch in Au am Inn die Musikarchive mit der Säkularisation unter. In Erinnerung an das bedeutsame Wirken der Auer Chorherren spannte die Aufführung nun den großen Bogen aus der Zeit der Gregorianik über die barocke Musizierpraxis in die Gegenwart.
Hervorragend disponierte Sänger und Instrumentalisten konnten trotz oder gerade wegen kleiner Besetzung eine besonders innige Atmosphäre der Musik Rathgebers schaffen. Traten doch Künstler wie Günther und Erntraud Passin, Solooboist und Geigerin am Rundfunksymphonieorchester Berlin und Maria Holzer-Graf, Preisträgerin im Fach Geige beim Landeswettbewerb 2004 Jugend musiziert in Au auf.


Professor Holzer-Graf verstand es, alle Mitwirkenden leichten Schrittes durch die Aufführung zu leiten. Da erklang wirklich Musik voll Heiterkeit und Charme, wie man sie sich nicht besser für die Auer Kirche wünschen könnte. Richard Schano, im Hauptberuf PR-Manager des Airport Salzburg, kennt die Gregorianik und deren liturgischen Einsatz sehr genau und war mit der historisch authentischen Zusammenstellung der Vesper betraut. Ausdrucksstark trug er die Antiphonen vor.
Einen Höhepunkt bildete das Salve Regina des Benediktinerpaters Benedikt Lechler aus Kremsmünster, einem Zeitgenossen Rathgebers. Monika Lenz (Sopran), Elisabeth Berliz (Alt) und Ludwig Feitzinger (Bass) setzten ihr Erstaunen über Maria die Gottesmutter bei dieser Archiv-Uraufführung besonders filigran und klangvoll in Szene.
Sensibel und mit großem Einfühlungsvermögen trug Kirchenmusiker Martin Kebinger an Stelle der wiederkehrenden Antiphonen Orgelkompositionen des süddeutschen Barock vor. Diese aus Italien und Frankreich importierte liturgische Variation wurde mit Sicherheit auch in Au praktiziert. Bei der Musik von J.G. Albrechtsberger, J.K. Fischer und J. Pachelbel zeigte er Artikulation und Stilkenntnis an der Mathisorgel und fügte die prinzipalischen Registrierungen, sowie die farbigen Flöten dieses kostbaren Instruments kammermusikalisch in den Ablauf der Augustinusvesper ein.
Mit einem prachtvollen Pleno im Präludium und Fuge in F von V. Lübeck setzte er ein Punktum hinter dieses musikalische und liturgische Ereignis. Die Besucher zeigten sich sehr angetan von den Darbietungen aller Mitwirkenden und der gekonnten Rekonstruktion einer Barockvesper.

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