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Ohne Höchstleistung mehr verdienen

10.11.2003, kg/Karlheinz Günster

Babensham -- Provozierende Aussagen, aber auch Perspektiven, hatte Diplom Ingenieur Alois Burgstaller den Bäuerinnen nach Babensham mitgebracht. Man solle auf Höchstleistung beim Milchvieh verzichten, schlug er vor. Mit weniger Aufwand bleibe sogar mehr Geld und Freude am Beruf. Zu diesem Vortrag hatte der Verein "Region aktiv Chiemgau Inn Salzach" in Gasthof Brunnlechner eingeladen. Diplom Ingenieur Alois Burgstaller in BabenshamDiplom Ingenieur Alois Burgstaller in Babensham

Provokant war auch gleich der Beginn des Referates im gut besetzten Saal des Gasthauses Brunnlechner: "Euch geht's nicht schlecht, ich habe mir Eure Autos draußen auf dem Parkplatz angeschaut", begrüßte der Ingenieur. Auf Diskussionen wollte er sich dazu nicht einlassen: "Ich glaube Euch nichts, so lange ich Eure Bilanzen nicht gesehen habe." Dann legte er Zahlen vor, die er aus seiner Beratungstätigkeit, unter anderem bei österreischischen Behörden, gewonnen hatte. Er verglich verschiedene an Höchstleistung orientierten Betriebe miteinander und kam zu dem Schluss, dass dieses Niveau nur mit einer sehr hohen "Energiezufuhr", in dem Fall also Futter, gehalten werden kann.

Selbst rechne er nicht mit einem steigenden Milchpreis, denn er setze nicht auf die Politik, weil Veränderung, sofern es überhaupt positive gebe, zuviel Zeit benötigten. Dass die Landwirte auch politisch aktiv werden, sei eine andere Sache. Alois Burgstaller schlug Einsparungen vor, deren Nutzen er mit Zahlen belegte. Alleine durch die Reduzierung der Milchleistung hätte der Gewinn vervielfacht werden können, weil der Aufwand zur Milcherzeugung, damit sind die Ausgaben gemeint, viel geringer geworden ist.

So könnte zuerst das Kraftfutter reduziert werden. Ohne Maissilage würden die Tiere auch nicht verfetten. Ein anderes Thema sei das "Fruchtbarkeitsmanagement". Das könne immer noch am billigsten ein Stier erledigen. Kalbinnen sollten, wenn überhaupt, nur zur Aufzucht benutzt werden. Und die Tiere sollen wieder auf die Weide, dass sei eine "wahre Goldgrube". Denn dadurch entfielen viele Fahrten mit dem Traktor. Das Gras müsse nicht eingefahren, gelagert und den Tieren wieder vorgesetzt werden, und der Dünger der Tiere bleibe gleich dort, wo er hingehöre. Insgesamt gleiche das den Aufwand für den Weidegang vielfach wieder aus. Das rief einige Zwischenrufe hervor, aber der östereichische Ingenieur blieb dabei: "Man müsse die Tiere wieder daran gewöhnen". Für die Kühe sei es auch gesünder, sie würden durch das heimische Futter auch stabiler, das senke Tierarztkosten. Zu berücksichtigen seien aber die Unterschiede zwischen den verschiedenen Fleckvieharten.

Einen Besucherin sah den Leistungswettbewerb ähnlich: "Was habe ich von vielen Auszeichnungen?" Burgstaller fand, dass diese Ergebnisse eher Sache des Betriebes seien.

Bewegende Worte fand zum Schluss die zweite Vorsitzende des Vereins. Auch sie arbeitete mit ihren 50 Kühen nach dem Prinzip der Mehrleistung so lange, bis die Tochter fragte: "Wer soll das alles erarbeiten, das wird ja immer mehr." Eine Katastrophe sei es schon, wenn ein Kalb Durchfall habe. Jedesmal wenn ein Tier gestorben sei, habe das alle sehr mitgenommen. Durch die Abkehr von der Höchstleistung und Einführung des Weidegangs bleibe mehr Zeit. Vielmehr noch: Faszinierend sei, dass die Kühe je nach Zustand, ob krank oder trächtig, sich selbst passende Kräuter in einer Wiese suchen, und jetzt stinke die Gülle weniger, was gut für die Nachbarschaft sei, und man habe wieder mehr Zeit für sich.

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