14.04.2003, hg/Georg Haslberger
Ramsau- Das Leader-Plus-Projekt Dorfladen ist eingeweiht und eröffnet. Zahlreiche Besucher aus Ramsau und Umgebung kamen zur Einweihungsfeier mit vielen Ehrengästen sowie am Eröffnungstag.1m hellen, sehr freundlich gestalteten und dekorierten Dorfladen segnete Diakon Andreas Klein die neuen Verkaufsräume. Er bezeichnete den Dorfladen im Vergleich mit einer Bibelstelle als einen Schatz, denn er kann als Treffpunkt eine Fundgrube sein und sich als neues Kommunikationszentrum für die Menschen im Dorf entwickeln.
Auf der Einweihungsfeier im Obergeschoss des Dorfladens sprach Bezirksrätin und Initiatorin des Projekts Annemarie Haslberger von einem Freudentag für Ramsau, denn " wir bekommen durch das ungeheure Engagement vieler Beteiligter etwas zurück, was wir auf Jahre entbehrt haben". Haslberger erläuterte wie alles begann und sich entwickelte:
Auf der Hauptversammlung des Katholischen Landvolks im September 2001 entstand der Arbeitskreis, zeitgleich die Agrarstrukturelle Entwicklungsmaßnahme. Bei der Befragung durch den Arbeitskreis sprachen sich 95% der Bevölkerung für die Errichtung eines Dorfladens mit Stehcafe aus. Im Juni 2002 wurde in einer großen Versammlung das Leader-Plus-Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt und am 28. Oktober konnte die Dorfladen-Genossenschaft gegründet werden. Vorstand Peter Mayer senior wurde Bauleiter, bei dem die Fäden zusammen liefen, Monika Peckmann unermüdliche Geschäftsführerin, die alle weiteren Fäden zog, so dass viele Frauen und Männer zusammenarbeiteten und ein vorbildliches Engagement zeigten, um das Projekt durchzuziehen.
Dieses würdigte auch Landrat Georg Huber in seinem Grußwort entsprechend, denn man sieht hier was aktive Dorfgemeinschaft bedeutet. Er meinte auch, "wir kommen im Landkreis mit AEP und Leader Plus wahnsinnig in Fahrt vor allem im Westen. Wenn wir selbst Hand anlegen, dann können wir selber für unseren Landkreis Gewaltiges bewegen und die Entwicklung voranschieben."
Auch Landtagsabgeordneter Arnulf Lode bekräftigten die Eigeninitiative als den richtigen Weg vorwärts zu kommen und verteilte drei Einladungen in den Landtag an die fleißigsten Personen der letzten Zeit.
Bundestagsabgeordneter Stefan Meier gratulierte zum Entschluss und Mut "auf' s Spielfeld zu gehen" und nicht nur zuzuschauen und zu reden wie die meisten in der heutigen Zeit. Er versprach öfters in Ramsau Station und Brotzeit zu machen und überreichte Vorstand Peter Mayer für seinen unermüdlichen Arbeitseinsatz einen Gutschein für eine Berlinfahrt.
Bürgermeister Matthäus Huber sprach von der anfänglichen Skepsis in der Gemeinde zu den Veränderungen, betonte aber die positive Entwicklung und es gebe nun etwas Gutes, Gesundes und weitgehend Regionales zu kaufen und wünschte, dass ein guter Geist im Dorfladen herrsche.
Nikolaus Rott von der Regierung von Oberbayern betonte in seinem Glückwunsch regionale Lebensmittel sollen auch zu ihrem reellen Wert verkauft werden.
Direktor Suittenpointner von der Raiffeisenbank Haag bezeichnete die bisher einmalige Kombination von Dorfladen und Bank-SB-Geschäftsstelle als gute Lösung, so dass mit dem neuen Geldautomaten, Kontoauszugsdrucker und Einwurffilr Überweisungen noch ein Großteil der Geldgeschäfte in Ramsau abgewickelt werden kann. So wird sich die Attraktivität von Ramsau erhöhen.
Im Festvortrag sprach Hauswirtschaftsoberrätin Brigitte Fritsch vom Landwirtschaftsamt Mühldorf dem Dorfladenteam ihre Anerkennung aus für die enorme Leistung in dieser kurzen Zeit und betonte, der Laden sei wichtig filr die Dorfgesundheit.
Ausgehend vom Kinderlied "Was braucht man auf dem Bauerndorf“ erläuterte sie die Veränderung der traditionellen Dorfstruktur bis heute. Umso mehr freue sie die entgegengesteuerte Entwicklung in Ramsau. Die ökonomischen Vorteile wie Teilzeitarbeitsplätze
für Frauen am Wohnort, Zusatzeinkommen für Landwirte durch über den Dorfladen vermarktete Produkte, erhöhter Wohnwert für Ramsau, Einkauf ohne Auto liegen auf der Hand. Auch wenn man meine im Supermarkt wäre vieles billiger, sind es doch nur Lockallgebote und man kaufe mehr ein als man eigentlich braucht. Durch den Einkauf im Dorfladen ohne Auto leistet man auch einem Beitrag zum Umweltschutz; heimische, regionale Produkte sind frischer, schmecken besser und enthalten mehr wertvolle Inhaltsstoffe als lang transportierte Lebensmittel. Fritsch hob auch die soziale Bedeutung des Dorfladens als Kommunikationsstätte und Treffpunkt für jung und alt, als neuer Dorfmittelpunkt hervor, der auch gerade für ältere Mitbürger als ein Stück Freiheit und Unabhängigkeit empfunden wird sowie den Wert für Kinder zum Selbständigwerden und zur Übung mit Geld umzugehen.
Auch für die Einrichtung der Stiftung Ecksberg in Ramsau wird dadurch ein unproblematischer Einkauf und für manche Bewohner ein therapeutischer Nutzen möglich. Brigitte Fritsch betonte, der Dorfladen könne das Angebot nach den Wünschen der Kunden gestalten, wenn ausreichend Nachfrage bestehe und hob das enorm engagierte Dorfladenteam hervor. Als gute Ausgangsbasis bezeichnete sie die Genossenschaft, da durch den Anteil am Dorfladen das gemeinsame Engagement gefördert wird.
Trotzdem ist die wirtschaftliche Entwicklung allein von der Bevölkerung von und um Ramsau abhängig und appellierte eindringlich wirklich einen Teil, besser einen großen Teil ihres Lebenshaltungsaufwandes über den Dorfladen zu decken. So wünschte sie viele volle Einkaufskörbe, viel Freude und Geschick und viel Anerkennung und -wie viele andere Ehrengäste auch- dass der Dorfladen immer einen so großen Andrang wie am ersten Tag erlebe.
Gegen Ende der Einweihungsfeier mit Sekt, Kaffee und Kuchenpause, belegten Broten und musikalischer Umrahmung durch die Ramsauer Bläserinnen stellte Monika Peckmann ihr Verkaufsteam vor mit Fanny Mangstl, Therese Maier, Elisabeth Späth, Ottilie Späth und Christine Schöberl, sowie die Mitglieder des Arbeitskreises, der sich auch in Zukunft in regelmäßigen Abständen trifft. Moderatorin Erni Rottmayer, die den Arbeitskreis begleitete sprach von der größten bisher erlebten Motivation eines Arbeitkreises. Monika Peckmann dankte allen ehrenamtlichen Helfern und den Frauen vom Mittergarser Dorfladen. Sie betonte, dass sie großen Wert auf Frische, Lieferanten aus der Nähe legen und für Wünsche aufgeschlossen seien, denn sie wollen sich am Kunden orientieren und das Sortiment noch erweitern.
Peter Mayer berichtete noch davon was in den zwei Monaten Bauzeit so alles passiert ist, von den vielen fleißigen Frauen und Männern, von den Handwerkern, die aus der näheren Umgebung kamen. Er meinte, das größte Lob könnten nur die Mitglieder und Ramsauer selber bringen, indem sie im Dorfladen einkaufen.
Am Eröffnungstag erlebte das Dorfladenteam einen noch größeren Andrang wie bei der Einweihung und das Rahmenprogramm mit Weißwurstfrühstück, nachmittags Kaffee und Kuchen im Obergeschoss, kurzentschlossenes Starkbierfest am Montagabend zugunsten des Dorfladens im Obergeschoss und Kasperltheater für kleine Kinder wurde gern und zahlreich angenommen.
Der Artikel wurde freundlicher Weise von Anni Wimmer zur Verfügung gestellt.