01.07.2002, eb/Eberhard Basler
Kloster Au wächst bereits jetzt zum regionalen Kulturzentrum heran, auch wenn der Zehentstadel noch nicht fertig ist: Die Organisatoren um Kirchenmusiker Martin Kebinger bewiesen beim zweiten Pfarr- und Orgelfest, dass man in dem Kleinod am Inn mit seiner spätbarocken Klosterkirche, dem heimeligen Gebäude-ensemble sowie der schönen Landschaft auch musikalisch Außergewöhnliches auf die Beine stellen kann.
Somit sorgt das Werben und Fördern für die neue Mathisorgel in der Stiftskirche gleichzeitig auch für zusätzliche kulturelle Attraktionen, die die vielen Besucher am vergangenen Sonntag gerne genossen haben. Pfarrgemeinde und Feuerwehr sorgten für das leibliche Wohl und die Spielmöglichkeiten für Kinder.
Das Pfarr- und Orgelfest begann mit einem eindrucksvollen Gottesdienst, den die Sängerinnen und Sänger des Pfarrverbandes zusammen mit Chor und Orchester aus St. Johannes Evangelist München-Lochham musikalisch mit der Schubert-Messe gestalteten. Die Solisten waren Gabi Machmüller und Rudolf Pscheidl. Außerdem spielten die Bläser des Garser Musikvereins. Pfarrer Josef Stemmer hoffte bei seiner Predigt darauf, dass in vier Jahren die neue Mathisorgel erklingen wird. Er wünschte sich außerdem, dass ein vom Glauben getragenes Leben nach christlichen Wertvorstellungen wieder selbstverständlicher wird. Hier müsse sich der Zeitgeist dringend ändern: Wer im Leben wie bei einer Orgel die richtigen Register ziehe, komme besser zurecht.
Gleich danach begann der Workshop zum Thema ?Wir brauchen eine neue Orgel. Was tun??. Norbert Düchtel, Fachmann aus der Diözese Regensburg, moderierte den Erfahrungsaustausch von Musikern, Pfarrgemeinderäten, Kirchenvorständen und anderen Betroffenen aus der Region, die eine Orgel neu bauen oder restaurieren wollen. Auch Fragen zur Kirchenmusik und deren Ausbildung wurden angesprochen.
Mit dem Projekt ?Silent Images ? Stille Abbilder? machte ?Opus One? ? das sind Nick und Clemens Prokop ? in Au die Interaktion von Raum und Klang an einigen Beispielen erfahrbar gemäß dem Wahlspruch ?Gedenke, dass du stirbst ? nütze jeden Tag?: Orte wurden in musikalische Aktionen eingebettet, zum Beispiel auf der Orgelempore, beim Grab des Adventslied-Komponisten Norbert Hauner (?Tauet Himmel, den Gerechten?) oder beim Ossarium, der Schädelstätte im Friedhof, mit Ton-Aufnahmen vom Dezember in New York. Eine Durchfahrt des Klosterhofes wurde zum virtuellen Bahnhof mit U-Bahnen aus aller Welt, der Brunnen vor der Klosterpforte hatte Walther Prokops ?Solo für Dali? geschluckt.
Zu den Höhepunkten des Tages gehörte auch das nachmittägliche Konzert des bekannten Grassauer Blech-bläserensembles in der vollbesetzten Kirche. Die Herren um Hans-Josef Crump sorgten auch in Au für Begeisterung bei ihren Darbietungen quer durch die Mu-sikgeschichte ?von Samuel Scheidt bis Strauss?
Am Abend klang das Fest mit einem kulinarischen Dämmerschoppen aus, bei dem die Brüder Prokop als ?Opus One? wieder gekonnt in die Tasten zweier Klaviere griffen und die Zuhörer mit ihren Improvisationen verzauberten.