01.11.2007, kg/Karlheinz Günster
Ramsau -- Keine leichte Geburt war die Ramsauer Schule. Das wurde jetzt bei der 30-Jahr-Feier in der vollbesetzten Aula der Schule noch einmal deutlich. Gleich zu Beginn erinnerte Matthäus Huber, Bürgermeister von Reichertsheim, an die damaligen, teilweise hitzigen Diskussionen im Gemeinderat, als "Beschlüsse gefasst und aufgehoben" wurden. Gerade auch deshalb wohnten Räte aus dieser Zeit der Feier bei.
Vor Bürgermeistern und Schulleitern der Nachbargemeinden, Leiterinnen der Kindergärten und Vertretern der Sparkassen und Banken beschrieb er die damalige Stimmung: "Für den Schulbau war jeder, die Frage war nur wo". Denn Ramsau und Reichertsheim hatten gerade mit einer "aufdiktierten Gebietsreform" zu kämpfen, wie es in der Chronik heißt. Unter Bürgermeister Michael Kebinger schaffte man dann doch den Kompromiss, dass Reichertsheim den Kindergarten behält und Ramsau die neue Schule bekommt. Zuvor wurde schon im Ramsauer Kloster unterrichtet, aber der damalige Bürgermeister Matthäus Haslberger von Kronberg erkannte schon früh den Lehrermangel und damit das Ende der Klosterschule und leitete zeitig Grundstücksgeschäfte für einen späteren Tausch ein. Damit sollte ein Neubau möglich werden.
Der kostete dann 2,75 Millionen Mark. Dafür gab es einen modernen rechteckigen Bau mit Turnhalle, Rasenspielfeld und Allwetterplatz. Optimistisch wurde für einen Keller ausgebaggert, als es von den Behörden hieß, dass man sich genau an die Planung zu halten habe. Bei einer Zuschusshöhe von 80 Prozent war das ein gewichtiges Argument für das Wiederzuschütten der Grube. Die Zuwendung galt damals schon als hoch und war auch den Klosterschülern zu verdanken. Weitere zehn Prozent legten noch einmal der Bezirk und der Landkreis dazu. 1977 war alles soweit fertig, es gab den letzten Schultag in Reichertsheim und einen neuen Schulbetrieb in Ramsau unter Rektor Josef Höß.
Bürgermeister Huber dankte ausdrücklich allen Beteiligten dafür, der Entschluss damals sei richtig gewesen, die Schule sei "ein Segen für die Gemeinde". Im Laufe der Zeit gab es einige Veränderungen, darunter einen anderen Schulsprengel. Herausragend war, dass damals die Kirchdorfer selbst abgestimmt haben, wohin ihre Kinder gehen sollen, nämlich nach Ramsau. Erfolglos war allerdings das Bestreben für eine Teilhauptschule. Erweitert wurde das Gebäude vor fünf Jahren. Künftige Schülerzahlen sähen derzeit gut aus, die momentan acht Klassen seien absehbar zu halten, sagte Huber.
Gerade auf die wechselhafte Geschichte ging Rektorin Dr. Ulrike Reiter in ihrer Rede ein. Sie sprach von Veränderungen und von Neuem, wie der Aufstockung, der neuen Boulderwand, dem gut ausgestatteten Computerraum, der Bücherei und dem familiären Charakter der Schule. Aber auch vom weniger guten Zustand des "Systems Schule", von "Selektion statt Integration", oder von "viel Information, aber wenig Verbindlichem", vom Mut zu Neuem und eben auch zum Widerspruch. Das alles sei hoch interessant und mit den Eltern zu bewältigen, die diese Schule als die eigene betrachteten und einem Beirat, der mehr könne als nur verpflegen. Sie wünsche sich noch "viele bewegte Jahre".
Gewachsen sei in den letzten Jahren, so Elternbeiratsvorsitzende Claudia Stellner, durch Wohlwollen und Unterstützung das gegenseitige Vertrauen. Das sei nicht immer so gewesen, sagte sie. Umrahmt wurde die Feier durch die Orff-Gruppe, die Holzbläserinnen und durch ein lustiges Theaterstück. Wenn Kinder exakt das tun, was der Lehrer fordert, kann der es ganz schön schwer haben, war dessen Essenz. Besonders die Eltern ließen sich am Nachmittag zeigen, wo ihr Kind in welchem Raum sitzt. In jedem Klassenzimmer lagen Hefte und Arbeiten zu Themen aus, die aktuell bearbeitet werden.