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Dem Denkmalschutz Rechnung getragen

17.07.2006, eb/Eberhard Basler

Auf der Tagesordnung der Sitzung des Garser Haupt- und Finanzausschusses stand auch ein besonderer Zuschussantrag: Das Redemptoristenkloster Gars baut zur Zeit im ehemaligen Prälatenstock, der vom Institut für Lehrerfortbildung genutzt wird, Kreuzgänge zurück und sichert, konserviert und renoviert dabei auch vorgefundene Stuckdecken.
Nach Auflösung der Ordenshochschule, so Bürgermeister Georg Otter, hatte man das Gebäude am Kirchplatz für das 1973 neu geschaffene Institut für Lehrerfortbildung umgestaltet. Dabei wurden in die groß gestalteten Kreuzgänge und Räumlichkeiten Einzelzimmer für die Lehrgangsteilnehmer eingebaut und teilweise auch die Decken abgehängt.
Im Zuge der jetzt erfolgenden baulichen Sanierung der Lehrerfortbildung inklusive der Schaffung von zeitgemäßen Zimmern mit Nasszellen schlug das Landesamt für Denkmalpflege vor, dass wertvolle Teile der alten Bausubstanz im Prälatenstock wieder freigelegt werden.
Der Direktor des Institutes für Lehrerfortbildung, Pater Anton Dimpflmaier, konnte uns jetzt die fertiggestellten rückgebauten Räume mit ihrer wertvollen Bausubstanz vorstellen. Als man zu Beginn der Sanierung beim Abriss der Decken die zum Teil beim Umbau Anfang der Siebziger zerstörten Stuckdecken wiederentdeckte, gab es großes Erstaunen. Doch die älteren Mitbrüder des Ordens erinnerten sich dann daran, "dass da mal was war". Die dann beschlossene Freilegung der historischen Bausubstanz warf, so Pater Dimpflmaier, die gesamte Heizungs- und Sanitärplanung um.
Nun gibt es keine Zimmer mehr im wieder offenen, großzügigen Gang mit seinen Kreuzgewölben im ersten Stock, von dem aus man einen schönen Blick in den Innenhof genießen kann. Vom Kreuzgang aus öffnet sich jetzt wie früher eine Tür in den wiederhergestellten Prälatensaal, früher als Studentenkapelle genutzt, mit der zu 40 Prozent erneuerten sanierten Stuckdecke. Der original barocke Türstock wurde aus einem anderen Klosterflügel ausgebaut, die Tür neu nachgebildet.
Der Boden des Saales ist aus Eichenparkett, das am Rand mit einem Nussbaumband und Ahorn abgesetzt ist. Bei der Sanierung entdeckte man auch, dass für die Renaissance-Einbauten in der Decke Holzbalken mit alter Marmorierung verwendet wurden, die von der gotischen Klosteranlage stammen.
Im Kreuzgang fand man in den letzten beiden Jochen Fresken von Max Schmalzl aus Falkenberg in der Oberpfalz, der als einer der letzten Vertreter des sogenannten Nazarener-Stils bekannt wurde und auch die Stadtpfarrkirche Kraiburg, die Wallfahrtskirche Vilsbiburg sowie die Klosterkirche Cham gestaltet hat.
Möglicherweise befand sich an dieser Stelle des Prälatenstocks früher ein sakraler Raum im Nazarener Stil. Man restaurierte nun ein Stück dieser Malerei und beließ es bei der restlichen, auch teils zerstörten Fläche bei konservativen Maßnahmen unter dem neuen Wandanstrich.
Der jetzt im Prälatenstock "verlorene" Platz für die neuen Zimmer der Lehrgangsteilnehmer mit Nasszelle steht nun im nach Osten angrenzenden Zwischenbau des Klosters zur Verfügung: Dort nutzt das Institut jetzt Räumlichkeiten, die seit der Auflösung der Ordenshochschule praktisch leer standen.
Den Innenhof neben dem Prälatenstock, so Pater Dimpflmaier, verschönert man durch einen ohne historische Vorbilder gestalteten Kräutergarten mit halbrunder Wegkreuzung und Brunnen. Er wird bis zum Tag der offenen Gärten im Bezirk Oberbayern am 9. September 2006 fertig.
In diesen Garten führt jetzt auch das neue Nottreppenhaus, das künftig den zweiten Ausgang aus dem renovierten Klosterkeller darstellt. Schließlich wird bei der Sanierung des Instituts für Lehrerfortbildung noch der erhebliche Schäden aufweisende Nachkriegsbau zwischen Prälatenstock und Klosterkapelle demnächst ganz abgerissen und wieder neu aufgebaut.
Der Garser Finanzausschuss beschloss bei einer Gegenstimme, für die Denkmalschutzmaßnahme im Prälatenstock des Klosters im Rahmen des guten Miteinanders zwischen Kloster und Gemeinde einen Zuschuss zu geben.

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