24.06.2005, kg/Karlheinz Günster Unterreit -- Reinhardt Ackermann aus Kasten in der Gemeinde Unterreit wurde 80 Jahre alt. Eng ist mit seinem Namen der Begriff der biologisch-dynamischen Landwirtschaft verbunden, für die er viel geleistet hat und wofür Ackermann mehrfach ausgezeichnet wurde.
Geboren wurde er in Bielefeld. Die Familie zog nach einem Jahr um, als der Vater Arbeit in Baden-Württemberg als Lehrer in einer Dorfschule beim Schorndorf fand. Der Bub wuchs zusammen mit vier Schwestern auf und erlebte eine schöne Kindheit. Beim nächsten Umzug ging es nach Ludwigsburg. Beeindruckt war er damals, wie viele Gleichaltrige auch, von der militärischen Präsenz in dieser damaligen Garnisonsstadt. Oft verfolgten die Buben das Exerzieren, so dass für die Oberrealschule nur wenig Zeit blieb. Der Krieg an sich war kein großes Thema für die Buben, zumal auch der Feldzug nach Polen ja schnell vorüber war. Nach dem Arbeitsdienst folgte der Kriegseinsatz in Italien und an der Ostfront. Aber schon lange vorher hatte das Militär seine Faszination verloren, weil "es ernst wurde", erinnert er sich, und der Krieg viel länger dauerte, als man gedacht hatte. Unter Lebensgefahr konnte er zweimal fliehen, damit blieb ihm die russische Gefangenschaft erspart. Genau an seinem Geburtstag, am 13. Juni 1945, kam er heim. Narben von Granatsplittern wurden ihm später zum Verhängnis. Denn die Amerikaner deuteten das als entfernte SS-Tätowierungen und brachten ihn in ein Lager bei Aalen, in dem er misshandelt wurde: "Diese zehn Tage waren meine schlimmste Zeit im Krieg". Sein Vater half, dass er frei kam. Seine Lehre machte Reinhardt Ackermann in der Hallertau. Dort lernte er, "wie man es nicht macht". Denn der Einsatz von Chemie war oft so intensiv, "dass ich danach grün war wie ein Frosch. Das konnte nicht gesund sein." Ein anderes Schlüsselerlebnis hatte der Landwirt beim Pflügen eines ausgetrockneten Bodens, das nur dort möglich war, wo noch Regenwürmer im Boden nach Chemieverzicht leben konnten. Nach dem Krieg folgte wieder Arbeit in der Landwirtschaft und Weiterbildung. Dabei lernte er seine jetzige Frau Lilly kennen, die er 1950 in Wang heiratete. Ihr Vater machte das Angebot, den Hof zu Hause in Kasten bei Unterreit mit zu bewirtschaften. Hier konnte er auch seine eigenen Vorstellungen von biologisch-dynamischer Landwirtschaft verwirklichen. Denn in Kasten arbeitete man sei 1936 bereits naturverträglich und ist damit der älteste Biohof in ganz Bayern. Aber der junge Landwirt wollte etwas eigenes schaffen. Deshalb kaufte das Ehepaar 1952 einen Hof in Seeon, dessen Übernahme auf den Tag mit der Geburt des ersten Kindes zusammenfiel. Insgesamt zogen die beiden acht Kinder groß. Heute bereichern 22 Enkel und drei Urenkel die Familie. Mittlerweile wurde der Hof in Kasten komplett übernommen. Reinhardt Ackermann half mit, die Vermarktung der Erzeugnisse über Demeter mit aufzubauen, er setzte sich darüber hinaus für die naturverträgliche Landwirtschaft ein, bildete aus und gab auf seinem Hof behinderten Menschen Beschäftigung. Zudem hatte er als Züchter Erfolge. Heute bewirtschaftet das Anwesen in Seeon der Sohn Jochen und 1992 übergab er den Bio-Hof in Kasten an Sohn Michael. Noch heute hilft Reinhardt Ackermann in der Landwirtschaft mit, er geht gerne spazieren, fährt Rad, besucht als ehemaliger Pferdezüchter Schauen und bereut manchmal ein Versprechen, dass er seiner Frau gegeben hatte, nämlich mit 75 Jahren das Motorradfahren aufzugeben. Voriges Jahr erhielt er mit seiner Frau für das gemeinsame Lebenswerk den Bayerischen Verdienstorden. Für "Demeter Bayern", deren Strukturen er mit aufbaute, ist er ein "Pionier des Ökolandbaus in Bayern". |
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