05.12.2004, eb/Eberhard Basler
Zwei Bürgerversammlungen fanden jetzt in der Marktgemeinde Gars statt. Als besonderen Schwerpunkt bot Erster Bürgermeister Georg Otter in Lengmoos und Höfen heuer eine ausführliche Information zum Abwasserkonzept der Gemeinde und zu den Anforderungen an Kleinkläranlagen. Die Bürger diskutierten die Themen ausführlich.
Als Fachmann stand Diplomingenieur Erich Filler von der Dienststelle des Wasserwirtschaftsamtes am Landratsamt zur Verfügung. Er gab zunächst einen Überblick über die grundlegend geänderten Rahmenbedingungen und neuen Richtlinien ab 2005:
94 Prozent der Einwohner Bayerns seien an eine zentrale Kläranlage angeschlossen. Die restlichen 6 Prozent riefen mit ihren Kleinkläranlagen alter Art zwei Drittel der Gewässerverschmutzung hervor.
Es gebe nun neue Richtlinien zu den Kleinkläranlagen, die künftig eine vollbiologische Stufe brauchen, außerdem Grenzwerte nachprüfbar einhalten, gewartet und überwacht werden müssen. Nachrüstsätze inklusive Einbau und Abnahme gebe es für eine Dreikammergrube für vier Personen inzwischen ab 3500 Euro, wenn die Grube baulich noch in Ordnung sei. Dazu kämen natürlich laufende Wartungs- und Kontrollkosten sowie die Fäkalschlammentsorgung und eventuelle spätere Renovierungen.
Neubauten von Abwasseranlagen im ländlichen Raum würden weiter gefördert, vor allem auch der Neubau von Kleinkläranlagen. Wo ein Ortsteilanschluss an die zentrale Kläranlage vom Gemeinderat beschlossen wird, reicht allerdings für die Zwischenzeit eine Dreikammergrube alter Art. Alle anderen Anwesen müssen künftig nach Aufforderung durch das Landratsamt nachrüsten beziehungsweise Kleinkläranlagen neu bauen. Für die Landwirtschaft gelten eigene Reglungen.
Für die Marktgemeinde Gars, so Bürgermeister Otter, wurde vom Ingenieurbüro INFRA ein Grundkonzept erstellt und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung durchgeführt. Die großen Ortsteile außer Lengmoos sind inzwischen an die zentrale Kläranlage angeschlossen. Bei den Außenbereichen stelle sich, so Otter, die Frage wo Anschlüsse für die Kommune wirtschaftlich finanzierbar seien und wo nicht. Der Ort Lengmoos müsse auf Grund seiner Struktur auf jeden Fall an eine zentrale Kläranlage angeschlossen werden.
Die Gemeinde habe jetzt an alle Bürger im ?wirtschaftlich erschließbaren? Außenbereich angeschrieben und um Auskunft gebeten, welche Lösung sie bevorzugen. Dabei spiele es auch eine Rolle, was schon Kleinkläranlagen vorhanden seien und was die einzelnen Besitzer sich für die Zukunft wünschten. Ideal, aber letztlich auch notwendig sei es, dass sich eine Ortschaft gemeinsam zu einer Lösung entschließe. Auch der gemeinsame Betrieb einer Kleinkläranlage spare ja Kosten.
Nach Rücklauf der Antworten entscheide der Gemeinderat darüber, welche Bereiche die Kommune an die zentrale Kläranlage anschließe. Wer sich einmal für eine eigene Kleinkläranlage entschieden habe, müsse dann auf immer dabei bleiben. Wo später die Abwasserleitung der Gemeinde vorbei führe, herrsche dagegen Anschlusszwang. Zur Beratung könnten die Bürger auch Sachverständige oder das Wasserwirtschaftsamt befragen.
Die Bürger interessierten sich in der lebhaften Diskussion besonders für Kostenvergleiche zwischen der Errichtung und dem Betrieb von eigenen Kleinkläranlagen und einem Anschluss an die zentrale Kläranlage. Die Anschluss- und Betriebskosten an die zentrale Kläranlage wurden für die Gemeinde Gars vom damaligen Gemeinderat aufgeteilt in eine im Vergleich zu anderen Kommunen eher höhere Anschlussgebühr von 19,50 Euro pro Quadratmeter Geschossfläche und in die jährlichen eher niedrigen laufenden Gebühren, als da sind die Grundgebühr von 60 Euro und je 1 Euro pro Kubikmeter verbrauchtem Frischwasser.
In jeder Gemeinde sei das anders gelöst, so der Bürgermeister. Auch die umzulegenden Kosten der Abwasseranlagen unterschieden sich allein schon auf Grund der Gelände- und Bodenverhältnisse sowie der Anschließerdichte erheblich, außerdem deswegen, ob für das Regenwasser eigene Lösungen nötig sind oder dieses versickert werden kann.
Für Lengmoos wäre sowohl ein Anschluss an Haag als auch an Gars wirtschaftlich, letztlich hänge dieser Entscheidung aber auch davon ab, wie viele Anwesen auf dem jeweiligen Weg der Rohrleitung anschließen wollen und von der Wirtschaftlichkeit her können.
Die Besucher der Bürgerversammlungen wollten auch noch wissen, wann mit Baumaßnahmen gerechnet werden kann. Bürgermeister Georg Otter erläuterte, dass im Frühjahr 2005 das Abwasserkonzept dem Landratsamt vorgelegt werden muss. Von den 31 Gemeinden ?packen dann vier bis fünf an?, die Bürger der Gemeinde Gars kommen wohl 2005 bei den Kleinkläranlagen nicht dran.
Für Kanalanschlüsse an die zentrale Kläranlage wird es wieder eine Dringlichkeits- und Warteliste geben. In Gars stehen ja schon einige Projekte an, Lengmoos als kompakter Ortsteil wird wohl ebenfalls eher bald an der Reihe sein, ob aber in zwei oder fünf Jahren ist derzeit nicht zu sagen.