27.10.2004, eb/Eberhard Basler
Die Katholische Arbeitsnehmerbewegung veranstaltete jetzt an der Hauptschule Gars einen Projekttag ?Rund um die Ausbildung?. Nachdem man schon seit längerem die Lehrstellen-Börse anbiete, so Stephan Gampe als Ortsvorsitzender der KAB, war der Tag zur Ausbildung jetzt die logische Erweiterung in dem Bemühen um eine gute Berufswahl.
Am Vormittag fanden in den 8. Klassen Info-Veranstaltungen zur Planung des Berufsweges mit Berufsberater Egon Meier statt, in den 9. und 10. Klassen gab es Referate zum Thema ?Was erwarten die Betriebe von Bewerbern um eine Lehrstelle? sowie ?Tarifrechtliches für Auszubildende? mit Vertretern von IHK und DGB sowie Malermeister Rudi Greissl. Die erhaltenen Infos wurden sehr positiv bewertet, die Schüler hätten sich aber mehr eigene Mitarbeit gewünscht.
Am Nachmittag moderierte Stephan Gampe dann eine Podiumsveranstaltung ?Erfahrungsberichte von Auszubildenden und schon länger im Beruf Stehenden?.
Abends stand Bundestagsabgeordneter Stephan Mayer Rede und Antwort zur ?Aktuellen Politik rund um die Ausbildung?. Dieser lebhafte und fruchtbare Ausklang des Projekttages hätte mehr Besuch verdient gehabt. Mayer berichtete über 500.000 junge Leute unter 25 Jahren ohne Arbeit in Deutschland, 30.000 hatten sowohl 2003 als auch 2004 keine Lehrstelle. Die Jugendarbeitslosigkeit stieg im Arbeitsamtsbezirk Pfarrkirchen im letzten Jahr um 25 Prozent.
Politik, so Mayer, könne keine Jobs schaffen, das erreiche nur die Wirtschaft selbst, wenn Auftragslage und Kostensituation stimme. Somit seien die Betriebe von Lohnnebenkosten zu entlasten, im übrigen bleibe in staatlichen Institutionen ?zu viel Geld hängen?. Der Mittelstand schaffe mehr als 80 Prozent der Arbeitsplätze, sei aber im Gegensatz zur Industrie benachteiligt, die ?Subventionsmissbrauch? betreibe. Auch werbe die Industrie vom Mittelstand ausgebildete Arbeitskräfte ab.
Die geplante Ausbildungsabgabe dürfe es laut Mayer nie geben. Auch die Zuhörer waren derselben Meinung. Mayer hofft nun auf den Ausbildungspakt mit Praktikumsplätzen für solche, die keine Lehrstelle haben.
Das duale Ausbildungssystem habe sich bewährt, aber die Grundkenntnisse in Deutsch und Mathematik nähmen ab. Das Publikum betonte, dass die Schulen nicht die Sündenböcke seien. Die familiäre Situation spiele eine große Rolle, die Schule könne aber den Eltern den Erziehungsauftrag nicht abnehmen. Familien, so Stephan Gampe, müssten durch die entsprechenden Rahmenbedingungen wieder in die Lage versetzt werden, ihren Erziehungsauftrag zu erfüllen, zum Beispiel durch ein ?Familiengehalt?.