10.06.2002, eb/Eberhard Basler
Der Umbau der ehemaligen Schule in Mittergars zum Bürgerhaus mit Dorfsaal, Feuerwehr, Dorfladen und Jugendraum ist abgeschlossen, und auch der neu gestaltete Dorfplatz davor hat das Ortszentrum positiv verändert. Mit einem großen Dorffest feierten nun Offizielle und Bürger die Erreichung dieses wichtigen Zieles der Dorferneuerung.
Vom zeitweiligen ?Weihwasser von oben? ließ sich niemand in seiner Festesfreude beeinflussen, und die ?neue Flexibilität beim Feiern? probierte man gleich erfolgreich aus: Der Festgottesdienst konnte noch im Freien stattfinden, danach holten sich alle ihre von den Vereinen vorbereiteten Mittagsschmankerl an den hübschen Marktständen und zogen sich entweder in das aufgestellte Zelt oder den Dorfsaal im ersten Stock zurück. Interessiert begutachteten dann beim Tag der offenen Tür viele Besucher die neuen Räumlichkeiten im Dorfhaus, die Jugendblaskapelle Gars zeigte ihr Können, es gab Aktionen der Feuerwehr und für die Kinder hatte man viele Spiele vorbereitet.
Pater Beher vom Kloster Gars stellte das vielfältige Miteinander einer lebendigen Dorfgemeinschaft, zu der ganz selbstverständlich auch die Kirche gehört, in den Mittelpunkt des vom Chor und einer Musikgruppe musikalisch umrahmten Festgottesdienstes: Man habe hier in Mittergars mit dem Dorfhaus ?aus alten Steinen etwas wunderbar bereicherndes Neues für die Gemeinschaft geschaffen?. In den Fürbitten kamen vor allem die Wünsche der Bürger für die dörfliche Gemeinschaft sowie gesunden Ortsfrieden zum Ausdruck. Anschließend weihte Pater Beher zunächst den schönen neuen Brunnen auf dem Dorfplatz und segnete dann die gesamte Anlage und die Räume des Bürgerhauses.
Für Ersten Bürgermeister Georg Otter ist die Gestaltung eines neuen Dorfplatzes sowie die Schaffung des Bürger-hauses das Herzstück der Mittergarser Dorferneuerung. Zusammen mit dem Umbau der Lohener Kreuzung und einigen privaten Renovierungen werde der große Meilen-stein gesetzt, weitere kleinere Maßnahmen seien für die nächsten Jahre geplant. Seit etwa zehn Jahren sei nun nach grundlegenden Schulungen der beteiligten Bürger viel diskutiert, geschrieben, geplant und schließlich auch gebaut worden, nachdem als Grundvoraussetzung die neue Abwasseranlage errichtet worden war. Otter freute sich, dass alle an der erfolgreichen Dorferneuerung Beteiligten zum Fest gekommen waren, so auch die Vertreter der Direktion für ländliche Entwicklung, die Architekten und Franz Langstein als Geschäftsführer des Kreisbildungs-werkes, das bei den vielen Aussprachen und der Tätigkeit in den Arbeitskreisen mit dem Pilotprojekt E.R.D.E. (Eigenständige Regional- und Dorfentwicklung) moderierend mitwirkte. Die Kreisbrandinspektion beriet bei der Einrichtung der Räumlichkeiten für die Feuerwehr, die Gemeinderäte hätten mit ihren entsprechenden Beschlüssen ebenso wie die vielen interessierten und engagierten Mittergarser Bürger dazu beigetragen, dass diese Dorferneuerung ?ein in relativ kurzer Zeit verwirklichtes Meisterwerk geworden sei?. Nach Albert Schweizer, so Otter, liege das Heil der Welt nicht in neuen Maßnahmen, sondern neuen Gesinnungen. Und da habe die Dorfer-neuerung viel bewirkt: Nicht nur das Bild, sondern auch der Geist in Mittergars hätten sich verändert: Man sei jetzt und für die Zukunft wieder ein Dorf zum Leben.
Kreisbrandinspektor Oberpaul lobte die im Gegensatz zu früher nun sehr guten Arbeitsbedingungen der Mittergarser Feuerwehr, die als Nothelfer und im gesellschaftlichen Bereich ein wichtiger Teil des Dorflebens sei und ausgezeichnete Jugendarbeit leiste.
Architekt Johann Schmuck rief auch stellvertretend für seine landschaftsplanerisch tätige Kollegin Hochrhein noch einmal in Erinnerung, wie in weniger als fünf Jahren ? also in Rekordzeit - zu einem vergleichsweise sehr günstigen Preis die neue Ortsmitte entstanden sei. Die Mittergarser hätten sich stets mit viel Herz, Engagement und Arbeit für ihr Dorf und sein Leben eingesetzt. Etwa zwei Millionen Mark seien bisher investiert worden, bis jetzt gab es 500.000 DM Zuschüsse, darunter auch Gelder für die neuen Feuerwehrräume.
Auf den vielen Schautafeln im Bürgersaal sowie am Videorekorder konnten die Besucher des Festes nicht nur Vergangenheit und Gegenwart vergleichen sowie Bemühungen und Diskussionen noch einmal erleben sondern auch erfahren, welche Projekte für die Zukunft noch geplant sind: Leerstehende Gebäude muss man einer neuen Nutzung zuführen. Verschiedene Plätze und Straßen sollen noch attraktiver gestaltet werden. Ein Schlittenbergerl muss wieder her, vorhandene Sporteinrichtungen sollen erhalten bleiben. Kann man die Innfähre wieder beleben? Außerdem sind unter anderem Rad- und Wanderwege, Weiher sowie eine Ortsrandeingrünung und die Erstellung der Ortschronik im Gespräch.